Full text: Das Erzgebirge in Vorzeit, Vergangenheit und Gegenwart.

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Nähen, Stricken, Wäschezuschneiden, Kleideranfertigen, Nähen an der 
Nähmaschine, Platten, Putzmachen — gelehrt werden. Die im letzten 
Jahre von 50 Mädchen besuchte Anstalt hat es sich zur Aufgabe ge- 
macht, ihre Schülerinnen als Arbeiterinnen oder Dienerinnen unter- 
zubringen, sobald das Erlernte nicht in der eigenen Familie verwerthet 
werden kann. 
An beiden Ausgängen der Stadt, welche zum Schwarzwasser- 
thale führen, hat man frische, lebendige Landschaftsbilder vor sich, be- 
sonders am südlichen; auf der Straße nach dem Ochsenkopfe gewinnt 
man am Vorwerk, besonders aber auf der Höhe vom Rackelmann 
einen interessanten Ueberblick nach Ost und Südost. 
Innerhalb der Schleife des Schwarzwassers am Fuße des Schlosses 
liegt Bad Ottenstein. 
Dicht unter dem Rackelmann liegt Bermsgrün, ein durch zu- 
gewanderte Blechschmiede gegen Ende des 16. Jahrhunderts gegrün- 
deter Ort, in welchem um 1840 = 72 Familien wohnten, welche den 
Namen „Blechschmidt“ führten. 4 km westlich von Schwarzenberg 
ist oberhalb des Vorwerkes Henneberg die Morgenleithe; Aussichts- 
gerüst mit umfassender Rundsicht. 
Nordöstlich von Schwarzenberg mündet bei Wildenau die große 
Mittweida, welche die gesammten von der Mitte der Erzgebirgserhebung 
nach dem Schwarzwasser fließenden Quellenbäche in ihrer Wasserrinne 
sammelt. Das Thal der Mittweida hat als Parallelthal zum Ge- 
birgskamme eine Länge von 10 km. Bis Markersbach ist es nur 
auf der Südseite von bedeutend hohen Abhängen begrenzt, welche bei 
Mittweida bis zu 150 m ansteigen. 
Von diesem dicht besiedelten Thale, welches gemeinhin „die 
Rasch“ genannt wird, berichtet Schumann (VIII, 759), daß „immer 
noch für jedes Haus die erstaunliche Bevölkerung von 11 bis 12 
Köpfen“ sich enge zusammendränge. „Da sitzen nicht selten 10 und 
mehr Klöpplerinnen (um 1820) vor einem Hause, ein Haufen Kinder 
umschwärmt sie“ „So könnte man durch das Dorf hindurch 300 
Klöpplerinnen und mehr zählen, während rasche Hammerschläge in 
den Häusern, der Rauch aus den Nagelschmieden, aus den Oleum- 
hütten und dem Vitriolwerk angeben, womit die Männer sich beschäf- 
tigen.“ „Es ist hier eine Industrie und ein unverdrossener Fleiß, ein 
Durcheinanderleben und Handeln, wovon der Niederländer auf dem 
Dorfe sich keinen Begriff machen kann, so lange er nicht hierher oder 
nach Pöhl, nach Schönhaide oder nach Beierfeld kommt; denn diese 
vier Orte möchten es wohl allen anderen im Gebirge zuvor thun.“ 
Weiter oben verflachen sich die Thalwände des Scheibenbaches; 
doch sind die Verhältnisse immerhin sehr gewaltig, wie die bei Mitt-
	        
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