— 617 —
gung der besseren Sachen lohnte. Der Absatz ging nach Deutschland,
aber auch nach Rußland, Spanien, Amerika.
Der Aufschwung der Stickerei wurde wesentlich durch die. Mode
begünstigt, was die Entwickelung der Muster in Zeichnung und Ge-
schmack förderte. Aber ein Theil der Fabrikanten bemühte sich nicht,
„gute Waare und schöne Muster herzustellen“. „Man verliert die
Hoffnung der Aufbesserung dieser großen Industrie, wenn man sieht,
wie dieselbe durch schlechte, aber billige Waare in Mißcredit gebracht
wird.“
1882, in dem 25. Jahre, daß die Stickmaschine eingeführt
wurde, lieferte die Stickmaschinenfabrik in Kappel die 3000. Ma-
schine. Aber schon wenige Jahre darauf verminderte sich die Zahl
der Schiffchenstickmaschinen auffallend. Man fertigte gestickte Tüllspitzen
(dentelles de Saxe) in Weiß, Jvoire und Creme, Guipüre= und
Tüllspachtelspitzen und Kragen (Eibenstock, Schönheide, Klingenthal).
Großen Erfolg hatten die Nachahmungen echter Points in Ecrü (un-
gebleicht) und in Weiß. Gutes Fabrikat war gesucht; Jaconnet= und
Nansocstriche, vor Allem aber Tüllspitzen. In Eibenstock machte man
auch gestickte Schleier auf seidenem mit Grenadine unterlegten Tüll
für Spanien. Die alten Eibenstocker Artikel in untergelegten und
ausgeschnittenen Tüllsachen kamen jedoch nicht wieder empor; auch
nicht die tamburirten, meist untergelegten und ausgeschnittenen, auf
offenem Grunde bestickten Tüllgardinen, Rouleauxkanten und Decken.
Sie erlagen hauptsächlich der englischen Concurrenz. Dagegen wurde
die zwischen Falkenstein und Schöneck, aber auch in Böhmen, einge-
führte Spachtelarbeit gesuchter, besonders seitdem es gelang, dieselbe
mit der Cornely'schen dreinadlichen Bogenmaschine herzustellen.
In neuester Zeit hatte die Handstickerei noch eine leidliche Be-
schäftigung in mittlen Waaren in Weiß, Créme, Lindenblüthe, Beige,
Abricot auf Gazestoffen, Seidentüllen, Krepplisse u. s. w. Eine neue
Art Maschinenspitze, die Nachahmung der französischen dentelles de
venise, in wirkungsvollen Mustern, bis zu 1 m breit und bis zu
40 Mark für den Meter im Preise, ist sehr gesucht; überhaupt
wendet man sich in allen Stickereiartikeln den besseren Qualitäten zu;
auch in der Tüllstickerei, wie in der Seidenstickerei auf Kleider und
Kleiderbesätze, sowie in der Bohrstich= und Spachtelstickerei und der
feinen, durchbrochenen Stickerei, den gestickten Nansoc= und Zephir-
Volants u. s. w.
Die Weißtamburstickerei wurde seit 1881 durch die Gorl= und
Perlnäherei und die Bunttamburstickerei auf dichtem Stoff sehr be-
einträchtigt. Die bis dahin sehr gesuchten geringen Handtambur-
arbeiten auf Jaconnet (Taschentücher, Cravatten), sowie die besseren,