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mit Tüll unterlegten Tischdecken u. s. w. verloren an Absatz. Da—
gegen kam die Tamburstickerei auf offenem Tüllgrund sehr in Auf-
nahme. In Eibenstock fertigte man Lockerstichgardinen, zu denen die
Lockerei hauptsächlich in Sosa, die Festnäherei in Carlsfeld, Sauer-
sack und Friebus erfolgte; in Silberbach und Schwaderbach machte
man Guipures d'art, einen Concurrenzartikel. Weiße Tüll-
pleins fertigte man in Neuheide und Schönheide. In Eibenstock
fertigte man später an Stelle der früher gebräuchlichen Mantillen die
Madrilesas, große fichuartige Fanchons.
Obgleich die Hand- und Maschinentamburstickerei auf Jaconnet
immer weiter zurück geht, so gewinnt doch die Anfertigung von
Tüllgardinen und Spitzengardinen wiederum bedeutend an Umfang,
welche in Eibenstock, sowie die Kleidertamburstickerei, welche in Schön-
heide, Aue und Plauen ihren Hauptsitz haben.
Die in Eibenstock, Schönheide, Klingenthal, Schneeberg und
Ober-Schlema befindlichen Bleichereien sind ausschließlich für Sticke-
reien, Tülle, Confectionswaaren u. s. w. bestimmt.
Die Buntstickerei in Langstich war in Stützengrün, Klingen-
thal, Sachsenberg, Rautenkranz, Tannebergsthal, Jägersgrün, Friedrichs-
grün, Neidhardtsthal, Eibenstock, Schönheide, Johanngeorgenstadt,
Hundshübel u. s. w.; auch in Hirschenstand, Sauersack, Friebus,
Schwaderbach, Silberbach u. s. w. u. s. w. Aber die Ausschließlichkeit
der einen oder anderen Stickart erhielt sich nicht, sondern es wurde
in den meisten Orten sowohl in Langstich, wie in Tamburstich mit
der Hand und mit der Maschine gearbeitet. Die Handstickerei ging
jedoch seit 1865 sehr zurück. Man bestickte Tischdecken, wollene
Shawls, Sonnenschirmüberzüge; Cachemir -, Satin-, Zanella= und
Tibettücher mit Sammetmustern, mit Chenille, mit Wolle; Kleider-
stoffe mit Pleins, Kanten, Streublümchen u. s. w. Tüllstickereien in
Schwarz (Spanische Schleier und Mantillen); Strümpfe und Schärpen
(lajas) in Bunt (für Mexiko) u. s. w.
In neuester Zeit ist in der Chenillenstickerei eine neue Tam-
burirmaschine eingeführt, welche sehr schnell und sauber, sowohl in
Wolle als auch in Seide arbeitet. Dieselbe ist mit einer Scheere
versehen, welche den Faden zerschneidet, sobald er durch den Stoff
geführt ist, und dadurch der Arbeit das Ansehen von Chenillen-
stickerei giebt.
Gegen Ende der V70er Jahre regte man den Gedanken an,
Stick= und Handtamburirschulen zu errichten, um gute Sticker heran-
zubilden.
In den letzten Jahren hatten die Handstickmaschinen viel Arbeit;
Flanelltücher und Cachemir mit Bordüren und Streublumen. Die