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Zierrathen.“ Noch sieht man hier einzelne Blockhäuser; aber in der
Neuzeit sind die Holzbauten zum großen Theile durch Steinbauten
ersetzt worden. «
Auf der Westseite der Straße dehnt sich ein Moorgebiet aus,
in welchem der gewachsene Torf 4, 5 m und mehr hoch ansteht.
Es lassen sich hier alle Stadien der Torfbildung verfolgen, von der
lebenden Pflanze bis zum braunglänzenden Specktorf.
In der Linie des eigentlichen Gebirgskammes, 3 km nord-
westlich von Sauersack, 3 km südlich von Carlsfeld, am sanftge-
neigten Abhange der Stangenhöhe liegt der Kranichsee. Der Kranich-
see ist ein Moorlager in 920 bis 930 m Meereshöhe. Bleichgrüne
Torfmoose bilden vorherrschend den schlammigen Boden. Sphagnum
ymbisolium, von wechselnder Größe, Farbe und Stärke, bleichgrün,
fahl, röthlich, roth, dichte Rasen bildend; dazwischen graue Säulchen-
flechten, becherförmig, mit großen braunen oder rothen Fruchtlagern;
dazwischen die Sumpbheidelbeere (Rauschbeere) mit ihren großen
rothen Beeren; die Moosbeere mit ihren braunrothen Früchten, die
poleyblättrige Gränke, die schwarze, kuglige Krähenbeere, das scheidige
Wollgras mit seinen graugrünen Blättern. Zahlreiche niedrige
Stämme der Sumpfkiefer (Kuhbucken, Kiehbicken) stehen auf kleinen
hügelförmigen, mehr oder weniger schwarzgrünen Inseln und sind
dicht mit Flechten bedeckt. Zwischen ihnen kleine trübe Wasserlachen;
laugenartig, bräunlich, öde, todt. Der Aberglaube nennt sie uner-
gründlich; ihre Tiefe beträgt aber nur wenige Fuß. Kein lebendes
Wesen läßt sich sehen, kein Vogel, kein Frosch; selten einmal ein
Wasserkäfer. Blasen schwimmen im Sommer auf der braunen Fläche;
schwere dicke Nebel lagern im Herbste über dem Moor.
Man kann wohl, von Kaupe zu Kaupe springend, eine Strecke
weit vordringen, aber immer ist es nicht ungefährlich, in dieser Ein-
ö5de sich weit in Moor und Sumpf hinein zu wagen.
Der Vegetationscharakter aller dieser Hochmoore ist außer-
ordentlich öde. Der sogenannte Kranichsee, wie der Kuhbuckensee, die
vier Torfmoore bei Hirschenstand und bei Frühbuß, jeder 9/10 bis
1 km breit, 10 bis 15 m tief; ebenso die zwei großen Moore bei
Gottesgab, ein jeder von fast 4 qkm Fläche, und 1 bis 5 m Tiefe,
die früheren Moore am Fuße des Haßberges mit dem sagenhaften
„thörichten See“ bei Satzung (Lehmann, S. 205.) u. s. w. bieten
in ihrer naßkalten, dunstreichen Lage von 900 bis 1000 m Meeres-
höhe immer wieder dasselbe Bild, und immer dieselbe Pflanzenwelt.
Die Knieholzform der Kiefer (Sumpfkiefer — pinus obliqua
Sauter), welche im Westen des Gebirges „Kiebucken“ genannt
wird, mitunter auch die verkümmerte gewöhnliche Kiefer (pinus.