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mughus) und die Zwergbirke (betula nana) sind die Vertreter der
Baumwelt; nächst diesen findet man die Sumplheidelbeere (Rausch-
beere = vaccinium uliginosum), die schwarze, am Boden hin-
kriechende, heideartige Krähenbeere (empetrum nigrum), die Moos-
beere (oxycoccos palustris), die poleyblättrige Gränke (andromeda
polifkolia), das scheidige Wollgras (eriophorum vaginatum), die
graue Säulchenflechte (Cladonia) und zahlreiche Riedgräser, Torfmoose,
Flechten u. s. w.
Die Torfbildung ist das Ergebniß der Zersetzung von Pflanzen,
welche an dem Orte derselben wachsen. Auf der abgestorbenen
Pflanze entwickeln sich neue, und unter dem Einflusse von reichlich
vorhandenen stehenden Gewässern nimmt die Torfbildung schichtenförmig
zu, an der Oberfläche leichten, hellen, schnell und ohne große Wärme-
entwickelung verbrennenden weißen Moos-, Sumpf= oder Wurzel-
torf bildend. Die tieferen Schichten, braun bis selbst schwarz,
schwer und eine gleichförmige starke Hitze entwickelnd, werden brauner
Moostorf und Klipptorf genannt. Wollgras, Cypergräser und Torf-
moose sind die Hauptbestandtheile. Das truppweis stehende Eriopho-
rum, die grasartigen Cyperiodeen mit ihren saftigen, knolligen Wurzeln,
und die fahlen röthlichen, dicht aneinander gedrängten Sphagnaceen
liefern mit ihren unterirdischen Stengeln, den weitverzweigten, filzartig
verwachsenden Wurzelfasern in verhältnißmäßig kurzer Zeit eine be-
trächtliche Anhäufung vegetabilischer Substanz. Da wo die Sumpf-
kiefer (Mooskiefer) ihre Schatten ausbreitet und die fallenden Nadeln
in die schwammartigen Moore senkt, oder von Stürmen gebrochen
selbst mit zur Torfbildung beiträgt (Waldtorf), wird das Wachsthum
derselben ein noch bedeutend schnelleres sein. Man nimmt an, daß
ein Torflager unter günstigen Bedingungen bis zu 1,5 m hoch in
30 Jahren nachwächst. Zahlreiche Wasseradern entquellen einem jeden
Moorgebiete.
Wie bedeutend seinerzeit das Vorurtheil gegen die Torffeuerung
sich auflehnte, wird schon dadurch bewiesen, daß, als man 1708 am
Filzteiche, am Kranichsee, bei Johanngeorgenstadt und bei Scheiben-
berg Torfgräbereien angelegt hatte, kein Mensch den Torf kaufen
wollte. 1756 wurde der Versuch eben so erfolglos wiederholt. Man
gab 1000 Torfziegel für 21 Groschen, aber das Vorurtheil war so
groß, daß die Leute den Torf nicht einmal umsonst haben wollten;
hatte man doch Holz genug. Erst seit 1789 ist der Verbrauch von
Torf ein allgemeiner geworden.
Lehmann sagt im „Historischen Schauplatz des Meißner Ober-
Ertz-Gebürges“ (1699): „Massen auch in diesem Waldgebürge offt
kalte und sumpfigte Heiden gefunden werden, die versauern, die Bäume