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bleiben kurtz und struppigt, und verbutten, werden von Wind und
Schnee zur Erde gebeuget und gedrucket, daß sie nicht gedeyen können,
daher man sie wegen ihrer Niedrigkeit Kniebüsche nennet.“
„Man bedenke die unzähligen Moraste, Sümpfe, Mooßräume,
Brüchwerke und Weichen in Räumen und Wäldern umb und unter
Plette, Gottesgabe gegen die Johann-Georgenstadt, umb Scheibenberg,
Grünhain, Elterlein, Schlette, Geyer, Buchholtz, Zöblitz, Lengefeld,
Kühnheyde, Was für eine schreckliche Wüstung gewesen, ehe die hohen
Wälder abgetrieben, die Waldpässe gebrücket (d. h. Knüppeldämme in
ihnen gelegt), die Wildberge nach ihren Flügeln und Rundungen ab-
gezogen, so viel Floß= und andere Teiche gemacht, und durch die
Röschen und Stölln die Wasser abgezapft worden. Dahin abermalen
einige Benennungen der gebirgischen Situation zielen, als der Moß-
raum, die rothe Pfütz, das Saubad, die Sauschwemme, die Sausudel,
Crotensee, thörichte See, Filtz-Sumpf, darinnen nicht nur Lastwagen,
sondern auch Menschen und Vieh versinken, hingegen die wilden Siu
sich gebadet, die Bären abgekühlet, die Hirsche und Wölfe sich ge-
suhlet haben ... Dazu kommen so viel grimmiger, reißender Thiere,
die sich in einem so alten und rauhen, unbewohnten Waldgebirge un-
zehlig vermehret haben ... Die Einsamkeit selbst in einer so unge-
heuern, unbewohnten Wildniß erweiset, daß dieses alte Gebirge fast
allen fünf Sinnen des Menschen verdrüßlich gefallen."“
Vom Kranichsee geht man in etwa ¾ Stunden nach Carlsfeld.
Die Eibenstocker Chronik sagt: „Der Anblick dieser Gegend erweckt
leicht den Gedanken, daß hier eine höchst schauerliche Wildniß gewesen
sein müsse." Das 1678 gegründete Hammerwerk, den Ursprung des
Dorfes wahrscheinlich in sich schließend, kam 1823 zum Erliegen.
„Seit dem Aufhören des Hammerwerkes war der Ort sehr darnieder
gekommen.“ Die 1829 gegründete Uhrenfabrik ging ein. Dagegen
macht die 1860 errichtete Hohlglashütte seit 1869 alle Arten von
Medicinal-, Tinten= und Parfürmeriegläsern, Pastendosen, Selbstöler,
Milchglassalbenkruken; in der neuesten Zeit auch Preßglas und zeichnet
sich durch Regelmäßigkeit und Gleichmäßigkeit ihres Fabrikats aus.
Die 1684 bis 1688 von G. Roth „Tischler von der Lößnitz“
erlaute Kirche (nach Oesfeld II, 55 „eine Nachahmung der Peters-
luche in Rom“) hat einen quadratischen Grundriß mit verbrochenen
Ecken und ist einer der ältesten Centralbauten in Sachsen. Die Archi-
teltur ist einfach, das Ebenmaaß aber hervorragend. Der Altar ist
mit einer vortrefflich in Holz geschnittenen Darstellung der Kreuzigung
Christi (in halber Lebensgröße) geschmückt. Neben der Kanzel stehen
die Figuren der Apostel Paulus und Petrus.
Eine halbe Stunde östlich von Carlsfeld liegt Weiters Glas-