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83. Neudeck. Graßlitz. Klingenthal.
Der gewaltige Höhenrückenzug, welcher die Thäler der Weißen
Wistritz und der Rohlau, bez. ihres Quellenbaches des Schwarzwasser-
baches, von einander trennt, reicht in südöstlicher Richtung vom
Rammelsberge bei Platten bis zum Wölfingsberge bei Merkelsgrün,
in der Schwebung von 900 m, aus welcher der Bäringer Platten-
berg mit 1004 m Meereshöhe, der Drachenfels mit seiner vielge-
zinnten Wand 960 m, der Bäringer Berg 984 m und der Wölfings-
berg 971 m emporragen. Der Uebergang über denselben erfolgt von
Merkelsgrün über den Wölfingsberg und Ullersloh, oder von Bäringen
über Tellerhäuser, oder von Bäringen über Neuhammer, oder von
Platten über Wolfsberghäuser und Neuhammer mit dem Zielpunkte
Neudeck. Der kürzeste Uebergang von Bäringen über Tellerhäuser
2 Stunden; der längste von Platten über Wolfsberghäuser und durch
das Thal der Rohlau gegen drei Stunden.
Tief unten, eingekeilt in das Thal der Rohlau und auf den beider-
seitigen Abhängen in die Höhe kletternd, liegt das Bergstädtchen Neudeck,
wahrscheinlich in Bezug auf die Ergiebigkeit der dort erschlossenen
Seifenwerke ursprünglich „Neidecke“ genannt. Aus den Zinnseifen
entstanden Bergwerke; der Bergbau ist gegenwärtig erloschen. Die Sage
berichtet, daß die „im Winkel“ gelegene alte Zinnschmelzhütte, welche
ihrer Baufälligkeit wegen vor einer Reihe von Jahren abgetragen
werden mußte, das erste Haus von Neudeck gewesen sei. Auf einer
Granitklippe erhebt sich der Glockenthurm von trapezartigem Grund-
riß, so daß man von Süden her alle seine vier Ecken gleichzeitig sehen kann.
Derselbe ist der Ueberrest einer alten Burg, welche sich auf dem nach
Nordost gerichteten Felsenvorsprunge erhob und das Thal aufwärts und
abwärts beherrschte. Oberhalb der Stadt liegt das große Eisenhütten-
werk Neudeck, eines der ältesten der österreichischen Monarchie. Das-
selbe liefert Schwarzbleche, decopirte, verzinnte und lackirte Bleche.
Es hat eine Grobstrecke und sechs Blechwalzenstraßen, drei Schweiß--
öfen, sechs Frischfeuer, zwei Dampfhämmer, so wie fünf Dampf-
maschinen und eine Turbine. Die Anzahl der Arbeiter beträgt
gegen 450.
Am Südende der Löffelschmiederei, Handschuh= und Spitzen-
fabrikation treibenden Stadt liegt das Gräflich Asseburgsche Schloß
— ein unansehnliches Gebäude in Normannischem Style.
Von dem östlich der Stadt sich erhebenden Kapellen= oder
Kreuzberge hat man einen vortrefflichen Ueberblick über die Stadt.
Die Aussicht nach West ist bei Abendbeleuchtung unbedeutend; da-
gegen sieht man südwärts im Innern Böhmens die Höhenzüge vom
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