Full text: Das Erzgebirge in Vorzeit, Vergangenheit und Gegenwart.

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monika= (oder Stimm-) Kasten auf der einen Seite einen Blasebalg 
und auf der anderen Seite der Windführung zu den Stimmen- 
zungen Tasten. So entstand die Ziehharmonika. Der Form 
nach unterscheidet man Accordions (länglich viereckig) und Con- 
certinos (sechs= und achteckig). Die Anfertigung der Mund- 
harmonika besteht seit Mitte der dreißiger Jahre, die der Ziehhar- 
monika seit Anfang der fünfziger Jahre. Die Arbeitstheilung ist 
vollständig. Die Zinkplatten, auf welche man die Stimmenzungen 
fest nietet, werden gerichtet und gerade gemacht, die Zungenlöcher 
durchgestoßen, die Löcher für die Nieten gebohrt und die Platten 
nochmals gerichtet und glatt gefeilt. Ein anderer Arbeiter fertigt 
die Federn (Metallzungen) aus Messing oder Neusilber, feilt sie 
nach der Stimmung zurecht, befestigt sie mit Drahtnieten auf der 
Platte, richtet und stimmt sie durch Biegen, Abfeilen, Festermachen 
u. s. w. Darauf folgt das Reinstimmen der Platten, das Beledern 
derselben für Ziehharmonikas, das Aufschrauben auf die Holzgehäuse, 
das Fertigmachen und nochmalige Reinstimmen. Andere Arbeiter 
machen die Kästchen: für Mundharmonika lediglich durch Aussägen 
und Ausstoßen aus einem Holzklotze; für Ziehharmonika durch An- 
fertigung des Gehäuses, des Resonanzbodens und des Balgrahmens; 
die Ausstattung durch Belegen mit Jacarandafournire, Neusikberrand 
und Einlagen von Perlmutter, Goldfisch, Neusilber, Elfenbeinimitation 
oder Messing. Die Claviaturmacher fertigen die kleinen Klappen 
und Drahtfedern, beledern die Klappendecken, bohren die Kästchen, in 
welche die Claviatur eingesetzt wird, und bezeichnen jedes Loch mit 
Nummer. Sodann kleben sie den Gazebezug ein, setzen die Tasten 
auf die Klappe und machen das Gehäuse durch Beledern luftdicht. 
Die Tasten sind Holz mit Knochenplättchen, Holz mit Neusilberüber= 
zug, oder Elfenbein; die Luftklappen Messing oder Neusilber. Die 
Anfertigung der Bälge besteht aus dem Zuschneiden und Faltig- 
pressen der Pappen, dem Aufleimen des Balges und der Lederecken, 
dem Ueberziehen mit Papier, dem Beledern des unteren Theiles und 
dem Zusammenschrauben von Balg und Stimmkasten. 
Das Fertigmachen des Instruments und das Futteralmachen 
beschließen die Einzelarbeiten. Eine Maschinenfabrik fertigt seit etwa 
zwanzig Jahren Hilfsmaschinen für die Instrumentenfabrikation, 
Hobel-, Bohr= und Schneidemaschinen, Plattenstanzmaschinen, 
Stimmenfraismaschinen. Die Anfertigung von Mundharmonikas ist 
in Folge der immer schlechter werdenden Qualität bedeutend zurück 
gegangen. Nur in den besseren und feineren Sorten haben die 
Richter-Harmonikas noch befriedigenden Absatz nach Deutschland, der 
Schweiz, Rußland, Schweden und Amerika. 
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