Die Landwirthschaft.
Die Landwirthschaft nimmt auf dem Erzgebirgsabhange
eine bedeutende Stelle ein und beschäftigt und ernährt Hunderttausende
von Menschen, obgleich der Ertrag noch nicht die vollständige Aus-
nutzung aller vorhandenen Kräfte erreicht.
Der Verlauf und die Entwickelung der Ansiedelung auf dem
Erzgebirge, die Anlage und Bauart der Dörfer, die Zeit der Be-
siedelung und der Volksstamm der Ansiedler, die Errichtung von
Bauernhöfen und von Einzelhäusern brachten eine ganze Reihe von
Verschiedenheiten, bei selbst scheinbarer allgemeiner Uebereinstimmung
mit sich, welche wiederum von Höhenlage, Bodenbeschaffenheit und
Klima, von Umfang und Größe der Bauernhöfe und Besitzungen
und von dem auf den verschiedenen Güter= und Hofgrößen gehaltenen
Viehstande und der angenommenen Bewirthschaftungsweise bedingt
wurden.
Während die Gründung geschlossener Dorffluren und Güter den
landwirthschaftlichen normalen Großbetrieb mit sich brachte, rief die
Errichtung zahlloser Einzelhäuser von den frühesten Zeiten an die
Gegensätze der Großbetriebe und der zahlreichen Kleinbetriebe hervor.
Nächst diesen zwei großen, mit der Gründung der einzelnen Anwesen
zusammenhängenden Gegensätzen ist im Laufe der Zeiten eine Reihe
von Zwischengliederungen entstanden, welche zahlreiche Verschiebungen
in der Art des landwirthschaftlichen Betriebes im Gefolge gehabt hat.
Die Größenverhältnisse an sich bedingen schon eine Reihe von
Verschiedenheiten in der Ausübung des landwirthschaftlichen Gewerbes;
nächstdem das Verhältniß von Ackerland, Wiese und Weide.
Erbrecht, Vergrößerung, Verkleinerung und selbst Zersplitterung
großer Anwesen, Gründung neuer Wirthschaften mit ganz verschieden
*) Vergl. Die Landwirthschaft im Erzgebirge. Von M. v. Süßmilch.
Chemnitzer Tageblatt. Landwirthschaft-Beilage. 1888. Nr. 200 bis mit 315.
1889 Nr. 6 bis mit 48.