Full text: Das Erzgebirge in Vorzeit, Vergangenheit und Gegenwart.

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zweimalige Melken. Die Molkereierzeugnisse werden im Allgemeinen 
im Erzgebirge selbst verbraucht. Der landwirthschaftliche Westen hat 
die Verbrauchsmittelpunkte Annaberg und Schneeberg innerhalb, 
Zwickau, Glauchau, Chemnitz an der Umfassung des Gebietes. Im 
Osten wird, besonders aus der Gegend von Dippoldiswalde, Frauen- 
stein und Sayda, ein bedeutender Handel mit Gebirgsbutter nach 
Dresden und Freiberg betrieben. 
Die Schweinehaltung, sowohl für den Hausbedarf, als 
auch zum Verkauf, ist auf allen Bauernhöfen bis zu den kleinsten 
Wirthschaften hinab, ein wesentlicher Bestandtheil der ländlichen 
Wirthschaftsweise. Dessen ungeachtet steht sie noch nicht auf der 
Höhe, welche sie einnehmen könnte. 
Im Erzgebirge ist die Koppelwirthschaft von Anfang an heimisch 
gewesen. Die Koppelwirthschaft besteht darin, daß das Feld 
in kürzeren oder längeren Zeitabschnitten dem Fruchtbaue mit einem 
gewissen Wechsel in der Reihenfolge der Feldfrüchte dient, und sodann 
längere Zeit als Weideland brach liegt. In dem rauheren Klima, 
mit welchem die erzgebirgische Landwirthschaft um so mehr zu rechnen 
hat, je bedeutender die Höhenlage der Ackerfläche ist, bedarf man 
außer der erforderlichen Menge von Dünger und der zwoeck- 
mäßig geordneten Reihenfolge der Fruchtarten auch noch der eigen- 
thümlichen Kraft des Bodens, welche eine kräftige Grasnarbe nach 
ihrem Umbruch gewährt. Das Verständniß des Erfahrungssatzes, 
daß der Dünger die Grundlage des Ackerbaues bilde, dringt in 
immer weitere Kreise. Die vollständige Reinigung der Ackerkrume 
bis zu einer Tiefe von 20 und 25 em, die Beseitigung der Steine, 
die gute und starke Düngung, die sorgfältigste Bearbeitung des Bodens, 
die zweckmäßige Reihenfolge der Feldfrüchte und die gewissenhafte 
Auswahl des Saatgutes werden auf der kleineren Fläche größere Er- 
träge erzielen lassen, wie auf der schlechter bestellten großen. Der 
Stallmist vereinigt alle Stoffe, welche die Ackerpflanzen zu ihrem 
Gedeihen bedürfen und wirkt nächstdem äußerst vortheilhaft auf den 
Boden. Ebenso ist die Jauche ein vorzügliches Düngemittel. Daher 
fordert man entsprechend angelegte Düngerstätten und Jauchengruben. 
Schon Schumann sagt (9. Bd., S. 703). „Der Gebirger 
muß doppelt stark düngen, trotz Koppelwirthschaft und vieler und 
trefflicher Wiesen. Man würde dem Gebirgischen gänzlich unrecht 
thun, wenn man ihm Trägheit und Unbesorgtheit nachsagen wollte. 
Er ist in seiner Feldbestellung unverdrossener und sorgsamer als der 
Niederländer; wendet sein Flachsfeld vier bis fünf Mal; jätet Flachs 
und Erdäpfel 2c. Der Gebirger trägt an manchen Orten, wo die
	        
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