Full text: Das Erzgebirge in Vorzeit, Vergangenheit und Gegenwart.

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Berge nicht zu befahren sind, den Dünger auf den Schultern 
hinauf.“ 
In den niederen Lagen bis über 500 m Meereshöhe ist eine 
fünf-, sechs= bis achtjährige Periode des Fruchtwechsels gebräuchlich. 
Winter= und Sommerrogen, Hafer, Lein, Kartoffeln, Erbsen, Kraut 
und Klee bilden die angebauten Früchte. 
In den mittleren Gebirgslagen, von 520 bis gegen 
700 m wächst die Periode des Fruchtwechsels bis zu einer neun- 
jährigen Periode an, bei welcher der Acker mindestens zwei, wo nicht 
drei Jahre brach liegt (Dreeschacker). Der Anbau des Hafers tritt 
schon bedeutend in den Vordergrund. Lein, Winterroggen, Sommer- 
roggen, Kartoffeln überwiegen den Futterbau. 
In den hohen Gebirgslagen, von etwa 650 m bis 
800 m und darüber, kann man zwei Arten der Feldbaugliederung 
erkennen, eine kurze, sechsjährige, und eine lange, elfjährige; beide 
jedoch kennzeichnen sich durch eine lange Dreeschperiode. Bei der 
ersteren liegen die Felder die halbe Zeit im Graswuchse, bei der 
letzteren vier Jahre. Der Anbau von Winterroggen unterbleibt; 
Sommerrogen, Hafer, Kartoffeln und nur in bevorzugten Lagen 
etwas Lein. 
Alles Getreide wächst stroh= und grasreich, liefert aber in der 
Hauptsache mehr leichte und flache Körner, als schwere und runde. 
Roggen und Hafer werden vorwiegend angebaut, schon von den 
frühesten Zeiten her. Der Anbau von Weizen und Gerste in den 
niederen Lagen ist erst in späteren Zeiten eingeführt worden. Im 
Gebirge ist der Hafer die Hauptfrucht. Der Hafer wurde schon 
von den Sorbenwenden angebaut; wahrscheinlich kam er durch die 
germanischen und keltischen Völkerstämme zu den Römern. Aber 
schon Plinius bemerkt, daß er von den Germanen als Nahrungs- 
mittel benutzt werde. Man urnterschied schon im frühesten Mittel- 
alter Weiß= und Grauhafer, die leichteste aller kultivirten Hafer- 
sorten mit langer Rispe und langer Granne, welche trefflich auf 
steinigem und bergigem Lande gedeiht und einen starken Grad von 
Frost vertragen kann. 
Der ebenfalls seit den ältesten Zeiten erbaute Roggen ist die 
eigentliche Brotfrucht des nördlichen Europa. Der früher sehr ver- 
breitete Anbau des Buchweizens (Heidekorn) hat beinahe vollständig 
aufgehört. 
Die seit Anfang des 18. Jahrhunderts im Erzgebirge ange- 
baute Kartoffel hat sich dergestalt verbreitet, daß sie in den 
höchsten Gegenden desselben die größten Flächen des in Kultur ge- 
nommenen Landes bedeckt. Der Ertrag des Kartoffelbaues ist selbst
	        
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