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Obstbau mit Erfolg betrieben werden kann, wenn man Sorten ein-
führt, welche dem Klima angepaßt sind.
Die Besitzer von 2 bis 5 ha (3,6 bis 9 Acker) Land sind
streng genommen keine Landwirthe. An einen regelrechten Wirth-
schaftsplun ist bei dem geringen Umfange der Ackerflächen nicht zu
denken. Diese Kleinbesitzer müssen neben der Bewirhschaftung ihres
Gücchens noch eine andere und lohnende Beschäftigung betreiben
önnen. .
Die Zwergwirthschaft schleppt sich mühsam dahin, ohne auf
einen grünen Zweig zu kommen. Mit der wachsenden Zahl der
Eigenthümer sinkt die Leistungsfähigkeit der einzelnen Besitzer und die
Poductionsfähigkeit des Bodens; denn die Bodenfläche tritt zu den
vorhandenen Arbeitskräften und Mitteln in ein ungünstiges Ver—
hältniß. „Mangel an Arbeit, geringe Verwerthung derselben, un—
vollkommene Bearbeitung, Unsicherheit der Behauptung des Eigenthums
und Besitzes, Mangel an Kapital, Mangel an geistiger Thätigkeit
sind die Folgen der Zerstückelung des Grund und Bodens.“ (Vergl.
Festschrift.)
Im Allgemeinen hat die erzgebirgische Landwirthschaft bedeutende
Fortschritte gemacht, trotzdem sie mit mannigfachen Schwierigkeiten
kämpfen muß. Die zum großen Theile weniger günstigen Boden-
verhältnisse, die Bedingungen von Klima und Höhenlage, von Terrain-
form und Seichtheit der Ackerkrume lassen in Verbindung mit dem
vielen Einzelnen nur in sehr beschränktem Maaße zu Gebote stehenden
Betriebskapitale — besonders bei dem Mangel einer lebensfähigen
Kreditorganisation für den Kleingrundbesitz — einen allgemeinen
Aufschwung nur durch außerordentliche Zähigkeit und Ausdauer er-
reichen. Die Bestellungs= und Erntezeit wird mit der zunehmenden
Höhenlage kürzer, der Bedarf an Arbeitskräften daher größer, die
Leistungsfähigkeit des Spannviehes im bergigen Terrain geringer.
Der Wirthschaftsbetrieb gründet sich noch zum größten Theile auf
eine Reihe von Erfahrungs= und Gewohnheitsregeln.
Eine Hauptbedingung für die Ausnutzung der Arbeitskräfte und
der Bodenfläche ist das richtige Verhältniß derselben; des Viehstandes
und der Düngergewinnung zu der Bodenfläche, des Viehfutterbaues
zu dem Anbau von Brot= und Verkaufsgetreide, die Zeit des An-
baues auf der Ackerfläche und der Ruhe desselben als Dreeschland 2rc.
Die Anordnung aller wirthschaftlichen Einrichtungen, die Vertheilung
der Bestellungs= und Erntearbeiten, die Wahl der anzubauenden Feld-
früchte u. s. w. wird immer den örtlichen Verhältnissen angepaßt
werden müssen.