Full text: Das Erzgebirge in Vorzeit, Vergangenheit und Gegenwart.

— 656 — 
Obstbau mit Erfolg betrieben werden kann, wenn man Sorten ein- 
führt, welche dem Klima angepaßt sind. 
Die Besitzer von 2 bis 5 ha (3,6 bis 9 Acker) Land sind 
streng genommen keine Landwirthe. An einen regelrechten Wirth- 
schaftsplun ist bei dem geringen Umfange der Ackerflächen nicht zu 
denken. Diese Kleinbesitzer müssen neben der Bewirhschaftung ihres 
Gücchens noch eine andere und lohnende Beschäftigung betreiben 
önnen. . 
Die Zwergwirthschaft schleppt sich mühsam dahin, ohne auf 
einen grünen Zweig zu kommen. Mit der wachsenden Zahl der 
Eigenthümer sinkt die Leistungsfähigkeit der einzelnen Besitzer und die 
Poductionsfähigkeit des Bodens; denn die Bodenfläche tritt zu den 
vorhandenen Arbeitskräften und Mitteln in ein ungünstiges Ver— 
hältniß. „Mangel an Arbeit, geringe Verwerthung derselben, un— 
vollkommene Bearbeitung, Unsicherheit der Behauptung des Eigenthums 
und Besitzes, Mangel an Kapital, Mangel an geistiger Thätigkeit 
sind die Folgen der Zerstückelung des Grund und Bodens.“ (Vergl. 
Festschrift.) 
Im Allgemeinen hat die erzgebirgische Landwirthschaft bedeutende 
Fortschritte gemacht, trotzdem sie mit mannigfachen Schwierigkeiten 
kämpfen muß. Die zum großen Theile weniger günstigen Boden- 
verhältnisse, die Bedingungen von Klima und Höhenlage, von Terrain- 
form und Seichtheit der Ackerkrume lassen in Verbindung mit dem 
vielen Einzelnen nur in sehr beschränktem Maaße zu Gebote stehenden 
Betriebskapitale — besonders bei dem Mangel einer lebensfähigen 
Kreditorganisation für den Kleingrundbesitz — einen allgemeinen 
Aufschwung nur durch außerordentliche Zähigkeit und Ausdauer er- 
reichen. Die Bestellungs= und Erntezeit wird mit der zunehmenden 
Höhenlage kürzer, der Bedarf an Arbeitskräften daher größer, die 
Leistungsfähigkeit des Spannviehes im bergigen Terrain geringer. 
Der Wirthschaftsbetrieb gründet sich noch zum größten Theile auf 
eine Reihe von Erfahrungs= und Gewohnheitsregeln. 
Eine Hauptbedingung für die Ausnutzung der Arbeitskräfte und 
der Bodenfläche ist das richtige Verhältniß derselben; des Viehstandes 
und der Düngergewinnung zu der Bodenfläche, des Viehfutterbaues 
zu dem Anbau von Brot= und Verkaufsgetreide, die Zeit des An- 
baues auf der Ackerfläche und der Ruhe desselben als Dreeschland 2rc. 
Die Anordnung aller wirthschaftlichen Einrichtungen, die Vertheilung 
der Bestellungs= und Erntearbeiten, die Wahl der anzubauenden Feld- 
früchte u. s. w. wird immer den örtlichen Verhältnissen angepaßt 
werden müssen.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.