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Nach Berthold's Angaben braucht der Hafer 118, die Kartoffel
147 frostfreie Tage zur Reife. Man kann aus der Vergleichung der
beiden Zahlen, der frostfreien Tage und der Reifezeit, ersehen, wie
eng gemessen in den höheren Lagen die Zeit ist, um die daselbst noch
zu erbauenden Feldfrüchte in das vorbereitete Land zu säen und zu
ernten.
Allerdings ist die Erwärmung von Luft und Boden im Gebirge
eine stärkere und durchdringendere, wie im Flachlande. Die geneigten
Flächen und Abhänge werden schneller senkrecht beleuchtet und durch-
wärmt, so daß in kurzer Frist die Pflanzenentwickelung nachholt, um
wie viel ihr Beginn durch die Höhenlage und verzögerte Wärme—
entwickelung später eingetreten ist. Die Gebirgsluft, welche dünner
und weniger mit Wasserdampf versetzt ist, als die Luft der Niederung,
verschluckt weniger Licht und Wärme und läßt die Sonnenstrahlen
beinahe mit ihrer vollen, ursprünglichen Kraft auf das Pflanzenleben
einwirken. „Daher kürzen sich, in Folge der starken Bestrahlung, die
Wachsthums= und Reifeperioden der einzelnen Kulturpflanzen wesent-
lich ab und gewinnen hinreichende Zeit zur kräftigen Entwickelung
zwischen den oft enge gezogenen Grenzen frostfreier Tage.“ (Berthold.)
Das organische Leben gedeiht auf Gebirgen gewöhnlich besser, als
man der absoluten Höhe nach erwarten sollte.
Während Berthold die mittle Jahrestemperatur des
Nordabhanges des Erzgebirges mit +— 6,30 C. angiebt und die
Temperatur des Gebirgskammes auf — 3,90 C., giebt die Fest-
schrift 18657) die Durchschnittswärme für das Obergebirge im
Frühjahr mit +— 3,3 % im Sommer mit — 10,35 0, im Herbst
mit — 3,35 0, im Winter mit — 2,556 an. Eine andere Be-
obachtungsreihe giebt an Durchschnittstemperatur für die verschiedenen
Jahreszeiten nachstehende Werthe:
Höhenlage. Frühjahr. Sommer. Herbst. Winter.
400 T7,45 + 17,00 — 8,75 — 1119
500m — 6,30 K 16,17 K 8,15 — 1,58
600 m L 6,46 K+ 15,83 —+ 7,82 — 1,#81
700 m L 6,17 L 15,25 + 7,39 — 20
800 m K— 5,31 L14,11 L6,73 — 263
Diesen Ziffern entsprechend beträgt die Temperaturabnahme
durchschnittlich bei einem Höhenunterschiede von 100 m bis zu
700 m = 0,50, 0,75 bis 1° und über 700 m für je 100 m 10
und mehr. 6
*) Festschrift für die 25. Versammlung deutscher Land= und
Forstwirthe zu Dresden. 1865.