Full text: Das Erzgebirge in Vorzeit, Vergangenheit und Gegenwart.

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Von da ab wird der Name Erzgebirge dem bis dahin 
stillen und einsamen Waldgebiete zu Theil. 
Verfolgt man die Grenzlinie der deutschen Ortsnamen 
längs des Nordabhangs des Erzgebirges, so wird hierdurch die Nord- 
grenze dieses Waldgebietes gegeben, bis zu welcher dasselbe vor dem 
Eindringen des germanischen Elementes sich ausdehnte. Auf der 
Wasserscheide zwischen Pleiße und Mulde beginnend, umzieht diese 
Linie ein geschlossenes Gebiet slavischer (sorbenwendischer) Ortsnamen 
von Ponitz bei Gößnitz bis Pahna und Threna bei Altenburg, reicht 
sodann nordwärts bis Kesselshain und Dittmannsdorf bei Borna und 
biegt von hier südwärts um die Ortsgruppe bei Rochlitz herum, nach 
Collmen bei Colditz, von wo sie sich ostwärts wendet, längs der 
Mulde, und sodann über Nossen, Munzig und Bockwen an den Thal- 
rand der Elbe. Längs desselben führt sie nun über Pesterwitz, um 
den Windberg und die Goldene Höhe herum, am Wilisch hin bis 
zum Ziegenrück und an die Ostgrenze des Gebirges, den Gottleubabach. 
Denn obgleich die äußere Form des Gebirgszuges den Schneeberg und 
seine Umgebungen bis zum Durchbruch der Elbe einzuschließen scheint, 
so ist doch die Zusammensetzung und Bildung des Quadersandstein- 
gebirges eine so verschiedene, daß die Thallinie des Gottleubabaches 
zweifellos als die Grenze des Erzgebirges angesehen werden muß. 
Der breit ausgedehnte, von zahlreichen Thalspalten unterbrochene 
Rücken des Gebirges war bis zum Vordringen des germanischen Ele- 
mentes, wie schon bemerkt, größtentheils ein geschlossenes Waldgebiet, 
in welchem nur einzelne sorben wendische Niederlassungen 
inselförmig eingesprengt waren. Von dem in der Elb- 
niederung befindlichen Gau Nisani und dem nordwärts des Mulden- 
kniees sich ausdehnenden Gau Dalemince, sowie von den westlich ge- 
legenen Gauen Chutizi und Scuntira waren gewissermaßen Vorposten 
nach den geeignet erscheinenden Punkten hinaus geschoben worden; im 
Osten beginnend an den Ufern des Colmnitz= und Bobritzschbaches 
die Orte Colmnitz und Bobritzsch, wenigstens die Anfänge dieser in 
späterer Zeit in echt germanischer Weise sich langaus im Thale auf- 
wärts streckenden Niederlassungen; auf dem Höhenzuge zwischen der 
Mulde und der Striegis die Orte Loßnitz und Lößnitz; weiter west- 
lich in der Thalaue am Zusammenflusse von Flöha und Zschopau die 
Orte Flöha und Plaue; in der breiten Thalniederung des Chemnitz= 
flusses die Orte Chemnitz und Glösa und weiter abwärts Taura und 
Claußnitz; am Lungwitzbache Lungwitz und an dessen Einfluß in die 
Mulde Glauchau, Gesau, Jerisau. Weiter stromauf an der Mulde 
Zwickau, Schedewitz, Bockwa, Culitzsch, Crinitz. Aller Wahrscheinlichkeit 
nach entstanden aber auch noch vor dem Eindringen des germanischen
	        
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