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übersichtlichen Gesammtbild zusammen. Er gibt daneben eine Geschichte
der Kolonisation für die Vergangenheit, technische Anweisungen für syste-
matische Kolonisation der Gegenwart und Ausblicke zum Theil divinatorischer
Natur für die koloniale Arbeit der Zukunft. Kleine Seitenhiebe gegen die
erfolgreiche deutsche Landnahme im fernen Osten sollen uns nicht abhalten,
aus dem gewandt geschriebenen Buche DE HAULLEVILLE’s das zu lernen, was
es uns zu bieten vermag. Stoerk.
Dr. Paul Schweizer, Geschichte der schweizerischen Neutralität.
Drei Theile. Frauenfeld, J. Huber’s Verlag, 1893—95. 1032 8. gr. 8°.
M. 18.—.
Für Charakter und Inhalt des nunmehr abgeschlossen vorliegenden
Werkes war der Umstand entscheidend, dass es nach Absicht des Verf. vor-
wiegend ein historisches werden sollte. Gleichwohl gibt es zum erstenmal
eine umfassende quellengeschichtliche Entwicklung des Begriffes und des
völkerrechtlichen Institutes der Neutralität und zeigt, wie die zeitlich wech-
selnden Vorstellungen und praktischen Gestaltungen der Friedensbehbauptung
inmitten kriegerischer Bethätigung der übrigen Genossen der Staatengesell-
schaft auf die Geschicke der schweizerischen Eidgenossenschaft bestimmenden
Einfluss genommen. Jede dogmatische Prüfung der Rechtslage der medii in
bello wird fortan auf die an Beziehungen und Klarstellungen reiche Arbeit
SCHWEIZER’s zurückgreifen müssen, die für uns zugleich als eine in lebhaften
Farben durchgeführte Darstellung wichtiger Ausschnitte aus der zeitgenössi-
schen politischen Geschichte werthvoll ist. St.
R. Kleen, Lois et Usages de la Neutralite. Tome premier: Principes
fondamentaux, Devoirs des Neutres. Paris, A. Chevalier-Marescq &
Cie., 1898. 368 S. gr. 8°. Frs. 12.—.
Seit Jahren steht das Problem der Neutralität und der Kontrebande
auf dem Arbeitsprogramm des Institut de droit international und
immer finden sich unverdrossene Mitarbeiter, die ihr Bestes beitragen, um
das Problem zu fassen, so oft es sich auch aalglatt ihren Händen entwindet.
In vorderster Reihe steht RıcHarp KLEEn, dessen Muth, Fleiss und Ausdauer
wir immer bewundern, auch wenn wir ihm auf dem eingeschlagenen Weg
das Geleite nicht geben können. Der Grundfehler, der im System des V’ölker-
rechts die ganze Lehre von der Kontrebande beherrscht, bringt natürlich
auch das vorliegende Werk in's Wanken, während der Theil des Buches,
der der befestigten und immer klarer im Leben heraustretenden Figur der
Neutralität gewidmet ist, beim Leser das wohlthuende Gefühl erweckt, das
der Luftschiffer haben mag, wenn er nach unsicherer Fahrt in aussichts-
reichen Höhen wieder festen Boden unter den Füssen fühlt. Soweit die