Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Erster Band. (1)

1848 Abschluß des Stillstandes in Malmö. 237 
zunächst gerade auf den entscheidenden Punkt. Während die 
provisorische Regierung das Reichsministerium aufforderte, den 
preußischen Vertrag wegen Überschreitung der Frankfurter 
Vollmacht nicht zu bestätigen, trat die bisher vertagte Landes- 
versammlung wieder zusammen, und beschloß binnen wenigen 
Tagen eine neue Verfassung, die in jedem Worte den Ge- 
danken der untrennbaren Einheit der Herzogthümer verkündigte. 
Die vier Notabeln, welche die neue Regierung bilden sollten, 
sowie die ihnen zugeordneten Stellvertreter, lehnten sämmtlich 
ab, unter Carl Moltke zu dienen, und als der Graf persönlich 
in's Land kam, mußte ihn die provisorische Regierung vor 
der Volkswuth schützen, so daß er eilig wieder das Weite 
suchte. Die dänische Demokratie zürnte nicht wenig, aber die 
Großmächte meinten doch, wegen dieses einen Mannes dürfe 
man das Friedenswerk nicht auf das Spiel setzen, und König 
Frederik war diesen Einflüssen nicht unzugänglich, wie heftig 
auch die in Kopenhagen herrschende Partei zu kriegerischen 
Entschlüssen drängte. So konnte man die Hoffnung schöpfen, 
Carl Moltke's Unmöglichkeit bald auf allen Seiten anerkannt 
zu sehen. 
In hohem Maaße aber wirkten in dieser Richtung die 
jetzt über Frankfurt hereinbrechenden Ereignisse. 
Dort kam Alles zusammen, die Gluth der Leidenschaften 
gegen den Malmöer Vertrag zu steigern. Zunächst die Über- 
schreitung der Reichsvollmacht und die Ratification ohne 
Rückfrage, sodann der traurige Inhalt des Vertrags, die 
lange Dauer des Stillstandes, die Trennung der schleswiger 
Soldaten von den Holsteinern, die Aufhebung der Gesetze, 
die Auflösung der vom Bunde anerkannten und die Einsetzung 
einer neuen Regierung unter Carl Moltke's Leitung: wie
	        
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