1854 Verhandlungen über die Räumung der Donaufürstenthümer. 201
Rußland sei bei einem solchen Waffenstillstand zu Friedens—
unterhandlungen auf Grundlage des Wiener Protokolls vom
9. April bereit.
Hier waren in der That nicht unerhebliche Einräumungen
gemacht. Allein Graf Buol war damit nicht zufrieden. Be-
reits am 14. Juni hatte er (ohne vorheriges Einvernehmen
mit Berlin) einen Vertrag über gemeinsame Besetzung der
Fürstenthümer mit der Türkei abgeschlossen, und schob jetzt
stärkere Truppenmassen gegen die rumänischen Grenzen heran.
Am 9. Juli erklärte er der russischen Regierung, er werde
ihren Wunsch auf Waffenstillstand den Westmächten bestens
empfehlen, könne aber keine Garantie für ihren Entschluß
übernehmen; falle dieser jedoch aus, wie er wolle, so müsse
OÖsterreich auf der Forderung der Räumung der Fürsten-
thümer in kurzer Frist beharren. Zugleich drängte er bei
Preußen auf die Mobilmachung von 200000 Mann und
der Hälfte der Bundescontingente; ja er meldete bald nachher,
zu Preußens großem Befremden, den deutschen Staaten einen
demnächst bevorstehenden Mobilmachungs-Antrag der beiden
Großmächte beim Bundestag an. Genug, jede seiner Hand-
lungen bekundete eine kaum noch verhüllte Kampflust.
Um so sicherer aber beharrte Preußen, gemäß den
Interessen seines Landes, in seiner friedfertigen Haltung.
Der Gegensatz zwischen seiner und der österreichischen Ansicht,
der im Aprilvertrage ausgeglichen schien, trat in scharfer
Deutlichkeit zu Tage. In Berlin erklärte man sich von der
russischen Antwort befriedigt; die russische Forderung, bei
Räumung des feindlichen Gebietes auch das eigene von feind-
lichen Angriffen nicht bedroht zu sehen, sei in der Billigkeit
begründet: jedesfalls sei die russische Note ganz geeignet, zum