1854 Abschluß der Allianz. 213
Bis dahin hatte man von alll' diesen Vorgängen in
Berlin keine Ahnung. Jetzt erinnerte Graf Buol sich seines
Versprechens vom 9. November, und gedachte es — denn
noch war ja der neue Bundesvertrag nicht in amtlicher Form
gezeichnet und untersiegelt — durch eine Mittheilung an
Herrn von Manteuffel buchstäblich zu erfüllen. Es erschien
also am 1. December der Gesandte Graf Esterhazy bei dem
preußischen Minister, um ihm eine Depesche vom 28. No-
zember vorzulesen (jedoch nicht einzuhändigen), worin Graf
Buol ihm mittheilte, die Westmächte hätten schlechterdings
noch weitere und stärkere Forderungen als die der vier Punkte
aufstellen wollen; Osterreich habe dies mißbilligt, bald aber
sich überzeugen müssen, daß sein Widerspruch nur dann wirk-
sam sein würde, wenn es mit jenen in eine nähere Verbindung
trete. Dies hätte dann die Übernahme fester gegenseitiger
Verpflichtungen erheischt. Die darüber gepflogenen Ver-
handlungen hätten als Ergebniß einen Bundesvertrag gehabt,
der zwar noch nicht formulirt und unterzeichnet, aber im
Wesentlichen doch vereinbart sei. Es folgte dann die Angabe
der oben erwähnten Abreden, mit der Bemerkung, daß Oster=
reich den Beitritt zu diesem Vertrage Preußen offen halten
werde.
Bereits am folgenden Tage, dem 2. December, telegraphirte
aus Wien der Gesandte, Graf Arnim, daß der Bundesvertrag
definitiv abgeschlossen sei.
Die Wirkung des Ereignisses war heftige Aufregung
nach allen Seiten. Zunächst erfuhr Rußland die Richtigkeit
des einst vom Fürsten Schwarzenberg gesprochenen Wortes,
Osterreich werde die Welt durch seine Undankbarkeit in Er-
staunen setzen. Fürst Gortschakoff war wie vom Donner