Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Zweiter Band. (2)

1855 Preußen und der deutsche Bund lehnen Truppenhülfe ab. 221 
Bundesbeschlusses that er durch eine zweite Depesche von 
demselben Tage den weitern Schritt, eine vertrauliche An- 
frage an mehrere deutsche Höfe zu richten, ob sie dann einzeln 
Osterreich ihre Truppen zur Verfügung stellen würden, unter 
Oberbefehl Sr. Majestät des Kaisers, gegen Garantie ihres 
jetzigen Besitzstandes und Verheißung eines verhältnißmäßigen 
Antheils an dem beim Kriege zu erzielenden Gewinn. Frei- 
lich wäre schwer zu sagen gewesen, welche Vortheile etwa 
Württemberg oder Hannover aus einem orientalischen Kriege 
davon tragen sollten. 
Obgleich nun Drouyn de Lhuys diese österreichischen 
Anträge durch sehr grobe und dringende Noten unterstützte, 
war doch die Folge derselben lediglich eine neue Niederlage 
der Wiener Politik. Bayern und Sachsen antworteten so- 
gleich ablehnend; mehrere kleinere Staaten wiesen ihre Bundes- 
tagsgesandten an, für jeden von beiden Großmächten ein- 
gebrachten Antrag, aber für keinen ohne diese Voraussetzung 
zu stimmen; selbst das stets getreue Darmstadt wollte seine 
Truppen nicht zu Osterreichs Dienst in eine unabsehbare 
Ferne weggeben; schließlich blieb das einzige Braunschweig 
an Osterreichs Seite. Am 8. Februar erfolgte der Bundes- 
beschluß, daß in Abwesenheit jeder Gefahr eines russischen 
Angriffs kein Anlaß zur Mobilmachung oder zur Wahl eines 
Bundesfeldherrn gegeben sei; jedoch sollten in Betracht der 
unsichern Lage Europas, da der Bund für Deutschlands 
Unabhängigkeit und Unverletzlichkeit nach Artikel 2 der Bundes- 
acte zu sorgen habe, die Contingente so weit kriegsbereit 
gestellt werden, daß sie 14 Tage nach erfolgtem Aufruf zum 
Ausmarsch aus ihren Standguartieren befähigt wären. 
Das hieß in die Sprache der Praxis übersetzt: mit
	        
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