242 Der Ausgang der Regierung Friedrich Wilhelm's IV. 1855
von einer Verlängerung des Aprilbündnisses keine Rede war;
von dem idyllischen Zustande, in welchem die Einheit Deutsch-
lands durch die Eintracht seiner Großmächte repräsentirt wurde,
war man so weit wie möglich entfernt.
Unterdessen war bei den deutschen Mittelstaaten der Ein-
druck, welchen die Forderung einer Volksvertretung beim Bunde
durch mehrere Kammern, und des Kaiserthums für Österreich
durch die großdeutsche Presse gemacht hatte, keineswegs ver-
klungen. König Max von Bayern wollte von dem einen so wenig
wie von dem andern etwas wissen. Ihm, dem die Selbständig-
keit Bayerns und in derselben die Wahrung seiner Kronrechte
am Herzen lag, war die Verfassung des deutschen Bundes
durchaus genehm. Um so mehr beklagte er, daß dies treffliche
Institut durch seine völlige Dürre bei dem deutschen Volke
in so gründliche Mißachtung gesunken sei, und wünschte
also mit aller Leidenschaft, deren seine zarte Natur fähig
war, dem Bundestag einen erweiterten Berufskreis und die
Lösung schöner, gemeinnütziger Aufgaben zuzuweisen. Damit
aber verband sich bei ihm noch ein anderer Gedankengang.
Bei seinen wohlgegründeten Bestrebungen theils für die Er-
höhung der bayerischen Wehrkraft theils für die Verbesserung
des bayerischen Unterrichtswesens fand er sich nur zu häufig
durch Nativisten und Ultramontane in der Presse und in den
Kammern behindert: er dachte, wenn nach seinen Entwürfen
der Bundestag sich erst einmal dem Volke als Schöpfer
großen materiellen Segens bewiesen habe, werde derselbe so
gut wie 1820 und 1850 auch jetzt für die Kräftigung des
fürstlichen Ansehens gegen widerhaarige Zeitungsschreiber und
Parlamentsredner wirken können. Sein Minister, Baron von
der Pfordten, war nicht ohne Bedenken bei diesen Plänen