Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Zweiter Band. (2)

1857 Anschauungen des Prinzen über die deutsche Frage. 289 
Noch zwei andere Äußerungen des Prinzen mögen hier 
angeführt werden, weil sie, sich ergänzend, den ganzen Kreis 
seiner deutschen Anschauungen umzeichnen. 
Wenige Monate nach dem Antritt der Regentschaft war 
die deutsche Welt — wir werden bald sehen, weshalb — in 
gewaltiger Aufregung. Der Prinz empfing damals einen 
Besuch des mit ihm durch wechselseitige Hochachtung nahe 
befreundeten Königs von Sachsen. Dieser erwähnte, sie Alle, 
die deutschen Fürsten, fürchteten, daß Preußen sie verschlucken 
wolle. Der Prinz wies das energisch zurück, mit der Er- 
innerung an die stets bewiesene Gesinnung seines Vaters und 
Bruders. Der König rief dagegen: aber alle Gassenjungen 
Berlins reden schon davon. Ja, bemerkte der Prinz, die 
Gassenjungen müssen es freilich besser wissen als ich; er 
wiederholte seine Erklärung, sprach zugleich aber auch die 
Nothwendigkeit aus, daß von anderer Seite nichts geschehe, 
was Preußens Existenz bedrohen würde. Siehe her, sagte 
er, auf die Landkarte und dort auf Hannover deutend, unter 
keinen Umständen darf ich zulassen, daß zwischen meinen Pro- 
vinzen eine Macht entsteht, die möglicher Weise feindlich gegen 
Preußen auftreten könnte. 
Ende Januar 1863 hatte er ein längeres Gespräch 
über die politische Lage mit dem englischen Gesandten, Sir 
Andrew Buchanan. Dieser ließ ihm gleich nachher seinen nach 
London abzusendenden Bericht zur Prüfung vorlegen, und 
es erfolgte unter Anderem auch die Correctur: ich habe 
nicht gesagt, daß weder ich, noch mein Sohn, noch mein 
Enkel die deutsche Einheit sehen würden; im Gegentheil, ich 
habe gesagt, wahrscheinlich würde ich nicht lange genug leben, 
um Zeuge derselben zu sein, aber ich hoffte allecdinge, daß 
v. Sybel, Begründung d. deutschen Reiches. II.
	        
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