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seiner auswärtigen Politik einverstanden sei; dies aber scheine
ihm einstweilen zweifelhaft, da der König in legitimistischer
Achtung vor jedem gekrönten Haupte auch den gegen Preußen
feindseligsten Fürsten kein Haar krümmen wollte. Roon ver-
anlaßte darauf eine Berufung Bismarck's zum Könige nach
Baden, wo Bismarck's erstes und letztes Wort an den Mo-
narchen die Mahnung zu einer tapfern Politik war. In-
dessen löste sich in diesem Moment die Krisis noch einmal
in friedlicher Weise: das Ministerium schlug dem Könige
anstatt der Erbhuldigung eine feierliche Krönung in Königs-
berg am 18. October vor, und der König genehmigte dies
als einen Akt von noch höherer Weihe, der nur einmal, bei
der Verwandlung des brandenburger Kurhuts in die preußische
Königskrone, und seitdem nicht wieder stattgefunden hatte.
Diese Feier im Auge, befestigte er sich in dem Gedanken,
seiner auswärtigen Politik ohne Anderung ihrer Tendenz doch
einen etwas kräftigern Ton als bisher zu geben. Nachdem
er Anfang October den Besuch Napoleon's in Compiêgne
erwidert, und auf's Neue mit dem Kaiser Versicherungen von
Friede und Freundschaft ausgetauscht hatte, ernannte er an
Schleinitz's Stelle nicht Bismarck, von dem er unnöthige
Wagnisse besorgte, sondern den Grafen Bernstorff zum Mi-
nister, und reiste dann nach Königsberg, um in kirchlichem
Pompe die Krone sich auf das Haupt zu setzen. Den feier-
lichen Act erlebte er in tiefer Gemüthsbewegung, als ein
Gelöbniß treuer Pflichterfüllung im Angesichte Gottes des
Herrn. Eingedenk dessen, sagte er dann den anwesenden
Landtagsmitglicdern und Ständen: da die Krone nur von
Gott kommt, habe ich durch die Krönung an geheiligter Stätte
bekundet, daß ich sie in Demuth aus seinen Händen empfangen