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beilegte, und sie sofort nach Wien beförderte, wo sie dem
Kaiser und den beiden leitenden Ministern, Rechberg und
Schmerling, vorgelegt wurde. Besonders Schmerling, welcher
sein Wirken in der Paulskirche keineswegs vergessen hatte,
wurde lebhaft von der Bedeutung der darin niedergelegten
Vorschläge ergriffen: dies offene Begehren der deutschen
Kaiserkrone für das Haus OÖsterreich, die Mediatisirung Oster=
reichs und Preußens unter der Reichsgewalt, diese Versamm-
lung der deutschen Fürsten zu persönlicher Berathung der
Reichsverfassung und dann zum persönlichen Erscheinen im
Oberhause des Rciches, das Alles waren neue, möglicher
Weise äußerst fruchtbare Gedanken. Schmerling ließ den
kühnen Schriftsteller nach Wien kommen und hatte mit ihm
in der ersten Septemberwoche eingehende Besprechungen. Er
hielt das aus den Kammern der Einzelstaaten hervorgehende
Volkshaus für ganz zweckmäßig, sah in der Berufung eines
Fürstentags sowie in der spätern Bildung eines Fürstenhauses
eine treffliche und auch leicht zu verwirklichende Idee, erklärte
aber die Ausrufung eines deutschen Erbkaisers, so wünschens-
werth sie wäre, zur Zeit für schlechthin unausführbar. Man
müsse sich für jetzt auf ein Directorium zu Dreien zurück-
zichen. Wie aber sollten die Drei die Geschäfte führen? Es
ließ sich in verschiedener Weise denken, collegialisch, oder ver-
theilt nach einzelnen Hoheitsrechten, oder in abwechselnder
Oberleitung. Fröbel erklärte sich, im Widerspruch mit allen
bisherigen österreichischen Uberlieferungen, für die wechselnde
Leitung, und schlug, wenn man nicht Frankfurt als festen
Sitz sowohl der Reichsregierung als des Parlamentes an-
nehmen wollte, mit dem Wechsel des Vorsitzes zugleich den
Wechsel des Reichsvororts, etwa Wien, Berlin, Frankfurt,