1850 Preußische Mobilmachung. 37
straßen; sie wurden von dem Volke überall als Erretter und
Befreier ausgenommen, und die Führer der hessischen Opposition
verbargen sorgfältig ihre nur zu begründeten Zweifel, ob
die Preußen wirklich zum Schutze der hessischen Verfassung
in das Land kämen.
Als in Frankfurt General Peucker sein Telegramm dem
österreichischen Präsidialgesandten, Grafen Thun, mittheilte,
sagte dieser, der Bundestag wünsche durchaus keinen Conflict,
sei aber gegen den Kurfürsten verpflichtet, die Beschlüsse in
Ausführung zu bringen, und gegen die Anwesenheit der
preußischen Truppen in Hessen habe der Kurfürst berechtigten
Protest erhoben. Ubrigens berief er sogleich seine Collegen
zu einer Verhandlung der Sache, und sprach hier seinerseits
in versöhnlichem Sinne. Hassenpflug aber forderte unbedingte
Ausführung der Beschlüsse, und die Mehrheit stimmte um
so mehr zu, als Gröben's Stellung bei Fulda nicht innerhalb
der Etappenstraßen lag. Es ging also kein zurückhaltender
Befehl an Taxis ab; man meinte, in diesem Augenblicke könne
der Zusammenstoß schon erfolgt sein. Peucker's schleuniger
Bericht über diese Vorgänge, so wie ein Petersburger Tele-
gramm über russische Rüstungen entschied Manteuffel's Ver-
fahren; er sah den Ausbruch des Krieges vor Augen und
hielt jetzt auch seinerseits die Mobilmachung für unvermeidlich.
Noch am Abend des 5. November erwirkte er dafür, wie
man sich denken kann, ohne Mühe, die Genehmigung des
Königs. Auf der Stelle telegraphirte er diese Entschließung
nach Wien, Frankfurt und Petersburg; sie sei nöthig ge-
worden, sagt er, nachdem die allseitigen Rüstungen der Gegner
und die Ungewißheit über die endliche Wendung der Politik
eine Spannung der Gemüther erzeugt, und auf die Stimmung