Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Zweiter Band. (2)

1863 Der Bundestag lehnt den Antrag Österreichs ab. 467 
und Cassel erinnerte, erläuterte Rechberg, die militärische 
Organisation des Bundes habe große praktische Schwierigkeiten; 
die Isolirung Osterreichs in Handelssachen sei schon von 
Metternich als unerträglich erkannt worden, ja man könne 
sie als eine Hauptursache der Wiener Märzrevolution bezeichnen; 
die Abneigung Hannovers und Kurhessens gegen Preußen 
habe nicht in Osterreichs Einwirkung, sondern in der Furcht 
beider Staaten vor preußischer Hegemonie ihren Grund. Wenn 
Osterreich ihnen seinen Schutz aufkündige, würden sie nicht 
zu Preußen übertreten, sondern Annäherung an Frankreich 
suchen. Nach diesen Gesichtspunkten erklärte bei einem weitern 
Gespräche Graf Rechberg das Zurückziehen des Delegirten- 
projects in dem vorgeschrittenen Stadium seiner Behandlung 
für ganz unmöglich. Zugleich bestritt er der preußischen Re- 
gierung das Recht zum Austritt aus dem Bunde, und hoffte, 
sie werde sich bis zum 22. Januar noch überzeugen, daß sie 
durch einen solchen Schritt sich selbst den größten Schaden 
zufügen müsse. 
Die Spannung also, mit welcher ganz Deutschland dem 
22. entgegensah, war nicht gering. Indessen sollte dieses 
Mal die Krisis noch verschoben werden. Der Antrag hatte 
nicht bloß die Staaten zu Gegnern, welche an ein echtes 
Parlament im engern Bunde dachten, sondern auch deren 
extreme Widersacher, die Regierungen, welche jede Art von 
Volksvertretung beim Bunde verabscheuten. So fiel der An- 
trag mit neun gegen sieben Stimmen, während eine Stimme 
sich enthielt. Preußen hatte in seinem Votum außer der 
Competenzfrage auch die sachliche Unzulänglichkeit der Delegirten- 
versammlung betont, und auf die nationale Forderung eines 
aus Volkswahlen hervorgehenden Parlamentes hingewiesen. 
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