1863 Sendung des Generals Alvensleben nach Petersburg. 505
lawski, Mazzini und Garibaldi betrieben, oder die Errichtung
eines autonomen Polen unter russischem und französischem
Schutze nach den Plänen Wielopolski's, Gortschakoff's und
Constantin's. Die rothe Partei hatte ja schon in Horodlo
und dann wieder im Augenblicke des Losschlagens ihre An-
sprüche auf Westpreußen, Posen, Pommern bis zur Oder
verkündet; sie hob bereits von den dortigen Stammgenossen
Steuern und Recruten aus und setzte in Posen eine wohl-
organisirte Landesverwaltung ein. So ungestüm würde aller-
dings Wielopolski's autonomes Polen kaum vorwärts schreiten,
unaufhörlich aber würde der Minister dazu sowohl durch die
polnischen Patrioten als durch die panslavistischen Bestrebungen
und den eigenen Deutschenhaß vorwärts gedrängt werden,
und Fürst Gortschakoff würde der Letzte sein, ihm in dieser
Beziehung einen Zügel anzulegen. Weder für Posen und
Westpreußen, noch für die gesammte Monarchie würde es
fortan eine ruhige Stunde geben.
So reifte auf die erste Nachricht von dem polnischen
Aufstande in Berlin der Entschluß, sich unmittelbar an die
persönlichen Gefühle des Kaisers Alexander zu wenden #.
General Gustav von Alvensleben erhielt die Weisung, nach
Petersburg, und von dort nach Warschau zu gehen. In
Petersburg sollte er einen eigenhändigen Brief des Königs
in die Hände des Kaisers legen, sodann möglichst vollständige
Aufklärung über das bisher Geschehene zu erlangen, vor
Allem aber mit dem Kaiser eine Verständigung über die
gemeinschaftliche Unterdrückung des Aufstandes anzubahnen
suchen. „Der König, fuhr die Instruction fort, ist von der
1) Zuerst hatte der König nur an eine militärische Sendung nach
Warschau gedacht, nach drei Tagen aber den Plan erweitert.