Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Dritter Band. (3)

Ablehnung des englischen Antrags. 223 
Invasion durch den Bund von der ernstesten Tragweite er- 
fahren hätte. Bismarck redete in einem Circular nach London, 
Paris, Petersburg und Stockholm aus schärferem Tone. Wenn 
wir nach dem englischen Antrag, sagte er, den Zusammentritt 
des Reichsraths zuließen, so würden wir damit die Rechts- 
beständigkeit der von uns verworfenen Verfassung anerkennen; 
die einzige Möglichkeit der Erhaltung des Friedens besteht also 
darin, daß sich Dänemark unserer Inpfandnahme Schleswigs 
nicht widersetzt; wenn es einen solchen Widerstand versuchte, 
so würden daraus kriegerische Ereignisse entstehen, deren Folgen 
in die deutsch-dänischen Beziehungen um so tiefer eingreifen 
würden, als dadurch die zwischen beiden Ländern bestehenden 
Vertragsverhältnisse hinfällig werden müßten. Rechberg fand 
zu Bismarck's Verwunderung diese Sprache etwas aufgeregt 
und bedenklich, und drängte um so mehr auf eine gemeinsame 
Erklärung beider Mächte, betreffend ihre Anerkennung der 
dänischen Integrität. In Berlin waren sowohl der König 
als der Minister sehr entschlossen, sich in dieser Hinsicht nicht 
die Hände zu binden, und drei Tage lang, vom 31. Januar 
bis zum 2. Februar, wurde zwischen den Cabinetten hin und 
her telegraphirt, bis man sich über einen Text verständigt 
hatte, welcher nach Osterreichs Wunsch die dänische Integrität 
für jetzt anerkannte, aber auch nach Preußens Sinn der 
Zukunft nichts vergab. Die vom 31. Januar datirte Note 
erklärte demnach: indem die K. österr. (Kgl. preußische) Re- 
gierung die Rechte, deren Geltendmachung sie erstrebt, auf 
die Stipulationen von 1851—52 basirt, hat sie durch eben 
diesen Act das Princip der Integrität der dänischen Monarchie 
anerkannt; indem sie zur Occupation Schleswigs schreitet, ist 
sie nicht gesonnen, dieses Princip zu verlassen: wenn sie
	        
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