22 Die Thronfolgefrage.
Statthalter in Schleswig-Holstein den Bruder des Herzogs
von Augustenburg, den Prinzen Friedrich von Noer. Großer
Jubel in den Herzogthümern, noch größerer Zorn in Kopen-
hagen; es kam zu einer Ministerkrisis, welche der König im
holsteinischen Sinne entschied. Im December 1842 ließ er
dem schleswiger Landtag ausdrücklich erklären, er denke nicht
daran, Schleswig in den deutschen Bund zu bringen, aber
ebenso wenig, es Dänemark einzuverleiben; es solle eben
Schleswig, und in der alten Verbindung mit Holstein bleiben.
Man sieht, in welcher Weise er sich zwischen oder über
die beiden Parteien stellte. Durch die Begünstigung der
schleswig-holsteinischen Gemeinschaft dachte er die Gunst der
Herzogthümer zu bewahren, durch die allmähliche Danisirung
der schleswig-holsteiner Verwaltung den Beistand der Eider-
dänen zu gewinnen. Einstweilen ließ er die Agitation der
Letztern in noch weiterem Maaße als sein Vorgänger ge-
währen. Denn da nach seinem Plane die weibliche Erbfolge
zunächst für Schleswig verkündet werden sollte, so schien es
ihm ganz angemessen, wenn für jetzt Orla Lehmann und
Genossen dort so viel dänische Propaganda wie möglich
machten; wäre hier das Land erst gewonnen, so würde er,
der König, dafür zu sorgen wissen, daß Holstein ihm nicht
verloren ginge.
So rührten sich denn die Eiderdänen mit verdoppeltem
Eifer für die Umwandlung Schleswigs in ein dänisches Land.
Ein Verein nach dem andern wurde zu diesem Behufe in
Kopenhagen gebildet, Geldsammlungen gemacht, Wander-
prediger nach Schleswig geschickt, gleichgesinnte Schleswiger
mit lärmendem Pompe gefeiert, Volksfeste mit scandinavischer
Anhauchung veranstaltet, und der dänische Patriotismus in