408 Wiener Friede. Rechberg's Fall.
Fallenlassen seiner Allianz entschließen. Dann werde Schmer-
ling den Kaiser bestimmen, sich auf ungünstige Beziehungen
mit Preußen einzurichten, und danach bei den Mittelstaaten
und bei Frankreich Schritte zu thun. Allerdings könnte eine
solche Wendung der österreichischen Politik früher oder später
vielleicht ohnehin eintreten, worauf wir ihr entsprechend be-
gegnen müßten: höchst unbequem aber wäre ihr Erscheinen
vor der Erledigung der dänischen Frage. In dem Bestreben,
Preußen um alle, selbst um die indirecten Früchte unserer
Siege zu bringen, würde Osterreich an fast allen Höfen
Europas bereite Helfer finden. Diesen Weg zu betreten,
werde Osterreich schon jetzt nur durch die Erwägung abge-
halten, daß es in auswärtigen Verwicklungen der Hülfe be-
dürfen könne, die unser Bündniß ihm in Aussicht stellt.
Zeigen wir ihm, daß das Bündniß ein sehr lockeres ist,
durch Fallenlassen Rechberg's, des notorischen Vertreters des-
selben, so sei zu vermuthen, daß das kaiserliche Cabinet die
möglichen Gefahren Osterreichs lieber durch Nachgiebigkeit
gegen Frankreich vermeiden, als es auf unsern Beistand da-
gegen ankommen lassen werde. Verliere der Kaiser das Ver-
trauen auf Preußen ganz, so gewinne Schmerling die Ober-
hand. In dessen System liege die Verbindung Osterreichs
mit den Westmächten, wie sie 1863 vorübergehend bestanden
habe; schon jetzt suche Schmerling durch Pariser Preßagenten
Anlehnung an Frankreich, unter Verständigung des letztern
mit England. Der nächste Schritt einer solchen Politik würde
die Anerkennung des Königreichs Italiens durch Osterreich
sein, welche ebenfalls von Schmerling bereits in das Auge
gefaßt wäre; dann würde der möglichst vollständige Ausschluß
Preußens von jedem Vortheil in der schleswig-holsteinischen