Erhebung der Herzogthümer. 47
Ein so leichter Erfolg war jedoch dem frechen Angriff
nicht bestimmt. Wohl erwarteten die Herzogthümer in athem-
loser Spannung den Erfolg der Deputation, wohl war seit
der ersten Casinoversammlung das Land zugleich in täglich
wachsender Sorge und täglich steigender Erbitterung: aber
irgend ein Rathschlag war nicht gefaßt, irgend eine Maaß-
regel nicht vorbereitet. Da erschien am 23. Nachmittags in
Kiel, von Schleswig herübereilend, der Präsident des schles-
wiger Landtags, Wilhelm Beseler, ein stattlicher Mann von
ruhigem Muthe und besonnener Entschlossenheit, welcher stets
gleich sehr bereit war, für das Recht wie für die Freiheit Person
und Leben einzusetzen. Er hatte Kunde aus Kopenhagen,
daß in Folge der eiderdänischen Volksbewegung das alte
Ministerium entlassen, und die Einsetzung einer eiderdänischen
Regierung gesichert sei. Er erklärte den Kieler Freunden,
daß hienach die Katastrophe außer Frage stehe, und man
nur noch die Wahl zwischen Knechtschaft und Kampf habe.
Alle fielen bei, und auf der Stelle wurden die nächst Beseler
hervorragendsten Patrioten des Landes, Graf Reventlow=
Preez und der ehemalige Statthalter, Prinz Friedrich von
Noer, nach Kiel geladen. Auch diese hielten den bewaffneten
Angriff für stündlich bevorstehend, und waren der Meinung,
der dänischen Bedrohung Schleswigs und seiner Landesrechte
Widerstand bis zum Außersten zu leisten. Zeit war nicht zu
verlieren: um Mitternacht constituirten sie sich als proviso-
rische Regierung, um im Namen des in Kopenhagen unfrei
gewordenen Königs die alten Landesrechte gegen das eider-
dänische Ministerium zu vertheidigen. Gleich am 24. März
eilte der Prinz von Noer mit geringer Mannschaft nach Rends-
burg, wo die Soldaten auf der Stelle zu ihm übertraten.