1866 Ausschußverhandlung am 11. Mai. 333
Collegen, in der nächsten Sitzung ihm Raum für seine ver-
trauliche Eröffnung zu schaffen. So geschah es am 11. Moi.
Schrenck wurde zum Berichterstatter ernannt, verlas als solcher
den ihm befohlenen Vortrag, ersuchte aber dann den Aus-
schuß, vor der Abstimmung Herrn von Savigny das Wort
zu einer bedeutsamen Mittheilung zu gestatten. Der Eindruck,
welchen darauf die Mäßigung der preußischen Vorschläge
machte, war ein so günstiger, daß die Mehrheit trotz heftiges
Widerspruchs Osterreichs und Darmstadts beschloß, die Ab-
stimmung über den bayerischen Vortrag auszusetzen, und
weitere Instructionen bei ihren Regierungen einzuholen.
Allein ehe diese Instructionen anlangten, war durch
anderc Kräfte der Stein in das Rollen gebracht, und die
letzten Sitzungen des Bundestags hatten sich mit andern
Gegenständen, als mit Verfassungsreformen zu beschäftigen.
Bismarck's Gedanke, seinen Parlamentsantrag zur Gewinnung
Bayerns oder zur Umstimmung der öffentlichen Meinung zu
verwerthen, war damit für den Augenblick vereitelt. Um so
größer aber war und blieb die Bedeutung desselben für die
Zukunft Deutschlands. Es war, gegenüber dem tobenden
Unglauben der Parteien, das feste Wahrzeichen, daß Deutsch-
lands Einheit unter Prcußens Führung auf dem Boden
politischer Freiheit gegründet werden würde. Es war der
Tropfen demokratisches Oles, mit dem einst Uhland die
Stirne des künftigen deutschen Kaisers gesalbt wissen wollte.
Sehen wir jetzt, wie unterdessen die Dinge zur kriege-
rischen Entscheidung herangereift waren. Wir versetzen uns
in die letzten Märztage zurück.