1865 Französische Auslassungen. 69
innerer Befriedigung, wie sich in der Eintracht der beiden
deutschen Mächte immer bedenklichere Risse zeigten. Er ließ
zuweilen ein Wort fallen, was Osterreich und den Mittel-
staaten Aussicht auf französisches Wohlwollen gewähren konnte,
that aber, was ohne offene Aufforderung zum Kriege sich
thun ließ, um Preußen vorwärts zu drängen. Seine stete
Sorge war, Preußen möchte für Überlassung der Herzog-
thümer dem Wiener Hof Kriegshülfe zur Behauptung Vene-
tiens zusagen, und sein stetes Thema in allen Mittheilungen
nach Berlin blieb demnach, Preußen solle die Annexion durch
Abstimmung des schleswig-holsteinischen Volkes und unter
Rückgabe des nördlichen Schleswig an Dänemark sofort voll-
ziehen; allmählich ließ er selbst die erste Bedingung fallen,
und verhieß, keine Compensation für Frankreich zu begehren,
wenn Preußen auf irgend eine Weise, nur unter Rückgabe
des Nordens, die Herzogthümer sich aneigne. Freilich, wenn
daraus ein großer Krieg mit nicht voraus zu berechnenden
Folgen entstehe, dann müsse er sich freie Hand zur Wahrung
der französischen Interessen vorbehalten. Wenn Goltz hienach
durchgängig Grund hatte, Günstiges über die Stimmung des
Kaisers zu berichten, so kamen dazwischen auch wieder Proben
von der Abneigung des Ministers Drouyn de Lhuys gegen
Preußen, von feindseligen Artikeln officiöser Pariser Blätter,
oder von befremdlichen Außerungen französischer Gesandter
an deutschen und auswärtigen Höfen. Dennoch aber glaubte
Goltz, auf Napoleon's Zuverlässigkeit bauen zu können.
Wenn wir wollten, schrieb er damals, würden wir sehr leicht
seine Allianz gegen Osterreich erlangen können. Ich meine,
erläuterte er gleich nachher, am 8. Februar, nicht gerade einen
förmlichen Vertrag, nicht daß wir uns Napolcon gegenüber