86 Custozza.
ungewiß. So weit hatte La Marmora's eigene Disposition
die Ubermacht der Italiener bereits verzettelt. Es sollte
aber ganz anders, und noch viel ärger kommen.
Exzherzog Albrecht war, wie wir sahen, seit der ge-
theilten Aufstellung der italienischen Heeresmassen entschlossen,
den ersten der beiden Gegner, der sich ihm darböte, mit ge-
sammter Kraft zu fassen und hoffentlich zu überwältigen.
Sein Wunsch war, daß dies das feindliche Hauptheer unter
der Führung des Königs sein möchte, weil dessen Besiegung
ohne Zweifel den stärksten moralischen Eindruck auf den
Widersacher machen mußte. Mit lebhafter Freude empfing
er seit dem 20. Juni von allen Seiten die Kundschaft, welche
ihm diese Aussicht mit wachsender Sicherheit eröffnete. Er
erfuhr, daß die schwerste Gefahr für seine Pläne, die Ver-
einigung Cialdini's mit La Marmora, nicht eingetreten war,
daß vielmehr Cialdini's Vortruppen am 23. ernstliche An-
stalten zur Überbrückung des Po an verschiedenen Stellen
machten, daß man also auf zwei oder drei Tage zum Kampfe
gegen La Marmora ohne Sorge vor Cialdini rechnen konnte.
Indem er gegen Cialdini's Armee nur einen Beobachtungs-
posten, ein Jägerbataillon und ein Husarenregiment, am Po
zurückließ, zog er am 22. Juni sein gesammtes Heer bei
Verona auf das rechte Ufer der Etsch hinüber. Sein Ge-
danke war, seine Truppen zuerst gegen Westen bis auf die
Linie Somma Campagna, Sona, S. Giustina, Pastrengo, vor-
zuschieben, dann aber sie um Somma Campagna als Pivot,
nach Süden einschwenken, und durch das Hügelland hindurch
vordringend, den Feind angreifen zu lassen, wo sie ihn
fänden. Am Nachmittag des 23. Juni begannen diese Be-
wegungen; die Reserve-Division erreichte Pastrengo und Um-