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der Etsch, lassen Sie abkochen. Von links herüber hörte
man Kanonendonner; ah, sagte La Marmora, das ist ein
guter Anfang unserer Belagerung von Peschiera. Gleich
nachher aber erschien Oberst Pulz mit seinen Brigaden, er-
öffnete mit einer reitenden Batterie ein lebhaftes Feuer auf
die Bataillone des Kronprinzen und warf dann zwei Reiter-
regimenter in wüthendem Ansturm auf den Feind. Wie sehr
auch die Italiener überrascht waren, konnten doch 500 Ulanen
und ebenso viele Husaren die 18 Bataillone des Prinzen
nicht zu Grunde richten, erlitten vielmehr selbst äußerst blutige
Verluste, hielten aber den Gegner eine volle Stunde lang in
Athem, und, was die Hauptsache war, erweckten durch das
Ungestüm und die Ausdauer ihrer Anstürme bei La Mar-
mora die Vorstellung, daß von dieser Seite her, von Osten
in der Ebene, ein allgemeiner Angriff der Osterreicher drohe.
Demnach zog er von der eben anlangenden Division
Govone die Hälfte zur unmittelbaren Unterstützung Bixio's
und des Kronprinzen heran, und als zugleich die Division
Brignone auf dem gestern befohlenen Marsche nach Somma
Campagna passirte, hielt er sie an, und führte sie persönlich
auf den Monte della Croce, wo er sie mit der Front gegen
Süden zu weiterer, die Ebene beherrschender Deckung auf-
stellte.
Wir wissen, daß diese neue Auffassung des österreichischen
Schlachtplans ebenso falsch wie die frühere von der Ruhe
des Feindes hinter der Etsch war. Der Angriff kam nicht
von Osten in der Ebene, sondern von Norden im Gebirge.
Der Kanonendonner am Mincio war nicht der Beginn der
Belagerung von Peschiera, sondern der Kampf Cerale's gegen
die österreichische, von Castelnuovo südwärts vordringende