92 Custozza.
uneinnehmbar machen. Schon damit wäre der Tag für Italien
gewonnen gewesen, denn bei Cialdini's Operationen gab es
für den Erzherzog kein Drittes, als Durchdringen oder schleu-
nigen Rückzug. Für Italien aber wäre noch ein anderer,
kühnerer Entschluß denkbar gewesen. Man hätte unter dem
Befehle an Pianell, Govone und Cugia, die drei Berge bis
zum letzten Athemzuge zu halten, sofort mit 25000 Mann
(Kronprinz, Bixio und Sonnaz), nach etwa drei Stunden
aber mit nahe 40000 Mann von Villafranca gegen Somma
Campagna vorgehen können, bei welchem Marsch nur die
2500 Reiter des Obersten Pulz im Wege gestanden hätten;
dort hätte man den Feind von seinen Verbindungen und
seiner Rückzugslinie abgeschnitten, und seine Armee ver-
nichtend in Flanke und Rücken gefaßt:). So dachte auch
der Kronprinz. Aber er hatte, wie wir sahen, Befehl, dem
nach La Marmora's Meinung in der Ebene herandrohenden
Angriff der Osterreicher zu widerstehen; er sandte also Adju-
tanten und Ordonnanzen nach allen Richtungen, um La
Marmora auszusuchen und sich Erlaubniß zum Vorgehen zu
erbitten. Aber wo war La Marmora?
Unglaublich zu sagen: kein Mensch wußte, wo der leitende
Feldherr sich aufhielt.
Bernhardi berichtet darüber Folgendes, mit der aus-
drücklichen Versicherung, es theils von La Marmorga selbst,
theils von General Cucchiari vernommen zu haben.
La Marmora gab, als alle seine Vermuthungen und
Anordnungen sich durch den Gang der Dinge als falsch und
verkehrt erwiesen, die Schlacht schon sehr früh verloren, und
veranlaßte deshalb zunächst den König, wieder auf das rechte
*) Bemerkung des österreichischen Generalstabswerks.