Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Fünfter Band. (5)

106 Prinz Friedrich Carl in Böhmen. 
Prinz Friedrich Carl hatte bereits die Truppen der 
ersten Armee dicht an der böhmischen Grenze bei Marklissa, 
Seidenberg, Zittau und Herrnhut aufgestellt, und ließ sie 
gleich am 23. Juni von allen Seiten her in das feindliche 
Gebiet einrücken. Man fand sich gegenüber nur österreichische 
Reiterposten von der leichten Division Edelsheim; außer kleinen 
Husarenscharmützeln wurde gegen die Besetzung der wichtigen 
Fabrikstadt Reichenberg kein Widerstand geleistet; es war ge- 
wiß, daß der Gegner den Kampf erst an der Iser aufzu- 
nehmen gedachte. Nach den ((irrigen) Kundschafternachrichten 
sollte dort außer Clam-Gallas und den Sachsen auch noch 
das zweite österreichische Armeecorps, im Ganzen also zwischen 
80000 und 90000 Mann, stehen: um so mehr entschloß sich 
der Prinz, vor jedem weitern Schritte erst das Herankommen 
der Elbarmee bei Reichenberg abzuwarten, da diese von 
Dresden aus mindestens zwölf Meilen, zum Theil auf sehr 
beschwerlichen Gebirgsstraßen, zurückzulegen hatte, und ihr 
Vortrab erst am Abend des 25. Juni bei Gabel, drei Meilen 
westlich von Reichenberg, anlangte. Demnach verwandte der 
Prinz diesen Tag nur zu näherer Sammlung seiner Divi- 
sionen um Reichenberg, und gab dann am 26. den Befehl 
zum allseitigen Vormarsch gegen die Iser, und zwar der ersten 
Armee gegen einen nördlich gelegenen Übergangspunkt, das 
Städtchen Turnau, 2 1½ Meile von Reichenberg entfernt, der 
Elbarmee aber gegen die weiter stromabwärts gelegene, von 
Gabel 4½ Meile entfernte Stadt Münchengrätz. Auf beiden 
Seiten war man darauf gefaßt, an diesem Tage den ersten 
ernstlichen Kugelwechsel mit dem Feinde zu erleben. Auch 
sollte diese, von den Truppen mit Jubel begrüßte Erwartung 
nicht täuschen.
	        
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