Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Fünfter Band. (5)

Benedel's Weisungen fũür die böhmischen Corps. 107 
Feldzeugmeister Benedek war, nachdem ihn die Aussicht 
auf sächsische und vielleicht auf bayerische Mitwirkung aus 
seiner Olmützer Defensivstellung aufgerüttelt hatte, nach guten 
Gründen zu der Absicht gekommen, seinen Offensivstoß gegen 
die Streitmacht des Prinzen Friedrich Carl zu richten. Da- 
mals wußte er nur von zwei preußischen Armeecorps in 
Schlesien, welche dabei vielleicht seine Flanke bedrohen möchten: 
ließ er zu deren Beobachtung zwei der seinigen zurück, so 
konnte er vier Corps zur Vereinigung mit Clam-Gallas und 
den Sachsen vorführen, und dann, wie er dachte, mit er- 
drückender Übermacht, 180 000 gegen 130000, den Prinzen 
angreisen und besiegen. Die beiden feindlichen Corps in 
Schlesien hätten ihm nach einem solchen Erfolge nicht mehr 
große Sorge gemacht. Der Plan war unter diesen Voraus- 
setzungen einleuchtend richtig, aus dem einfachen Grunde, 
weil er dem österreichischen Heere die kürzeste Straße von 
Wien nach Berlin geöffnet hätte. Ganz in dem Sinne des- 
selben schrieb er am 23. Juni dem Kronprinzen von Sachsen, 
unter dessen Oberbefehl er den Grafen Clam stellte, die an 
der Iser versammelten Truppen hätten die Bestimmung, einem 
von Reichenberg oder Gabel kommenden feindlichen Angriff 
entgegen zu treten; dieselben würden dabei von anlangenden 
Heertheilen der Hauptarmee unterstützt werden, oder hätten 
sich auf dieselbe bei einem bedeutend überlegenen Angriffe 
zurückzuziehen. Der Sinn dieses Befehls konnte keinem 
Zweifel unterliegen; Verzögerung des feindlichen Vorrückens, 
so weit dieselbe ohne eigene Gefährdung möglich war; wenn 
aber eine solche drohe, fest geordnetes Weichen bis zum Ein- 
treffen der herankommenden Verstärkung. Der Kronprinz 
zog demnach seine Sachsen näher an Mülnchengrätz heran,
	        
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