Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Fünfter Band. (5)

110 Prinz Friedrich Carl in Böhmen. 
überschreiten, und das feindliche vierte Corps mit Übermacht 
zu schlagen, ehe die beiden andern herankämen. Nur zwei 
Brigaden sollten während dessen Münchengrätz gegen Her- 
warth decken. Dies wurde sogleich an Benedek gemeldet und 
die Truppen in Marsch gesetzt. Das Unternehmen hätte 
ihnen übel ausschlagen können, wenn das vierte Corps aus- 
hielt, bis die andern zu Hülfe erschienen, und zugleich Her- 
warth, statt Münchengrätz anzugreifen, dem feindlichen Heere 
in die Flanke fiel. Aber die Raschheit der preußischen Be- 
wegungen machte im Voraus einen blutigen Strich durch die 
ganze Rechnung. 
Am Abend sechs Uhr erschienen bei Podol, wo am fol- 
genden Morgen die Hauptcolonne des österreichischen Angriffs 
hervorbrechen sollte, zwei preußische Compagnien vom Vor- 
trab der achten Division, jagten die halb so starke Besatzung 
des Dorfes aus dem Orte und über die Brücken hinüber, 
und setzten sich dort fest. Sehr bald kam Verstärkung von 
beiden Seiten, zuerst überwiegend von der österreichischen; 
die Brigade Poschacher, seit ihren Kämpfen 1864 vor dem 
Danewerke die eiserne genannt, nahm die Brücken und das 
Dorf im Sturme wieder, als dann aber General Bose zwei 
frische Regimenter heranführte, entspann sich um den Besitz 
des Ortes im Abenddunkel ein äußerst hartnäckiges Gefecht. 
Die OÖsterreicher hatten ihre Hauptmacht in der engen Dorf- 
straße und den sie begrenzenden Häusern aufgehäuft; die 
Preußen stellten ihnen dort nur kleinere Abtheilungen ent- 
gegen, deren Schnellfeuer aber zur Sperrung der Straße 
hinreichte; ihre Reserven gingen dann rechts und links hinter 
den Häusern vor, faßten, wo sich ein Durchgang zeigte, den 
Gegner in Flanke und Rücken, und nahmen, was vorwärts
	        
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