Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Fünfter Band. (5)

112 Prinz Friedrich Carl in Böhmen. 
Zu ihrem Glücke ging auch auf preußischer Seite am 
27. Juni kein Truppencorps vorwärts über die Iserlinie 
hinaus. Vielmehr verbrauchte Prinz Friedrich Carl den Tag 
nur zu näherem Heranziehen des zweiten und dritten Armee- 
corps, in dem Gedanken, dann am 28. den Gegner in 
der ausgesetzten Stellung bei Münchengrätz von zwei Seiten 
anzugreisen und vernichtend zu schlagen. Von Westen her 
sollte General Herwarth, von Norden, aus Podol, ein großer 
Theil der ersten Armee auf Münchengrätz vorgehen, während 
eine Division der letztern gleichzeitig von Turnau auf der 
Straße nach Gitschin sich diesem Platze möglichst nähern 
würde. Hätte man den Feind am 28. noch unbeweglich in der 
bisherigen Aufstellung angetroffen, so wäre eine völlige Um- 
zingelung desselben keineswegs unmöglich gewesen. Da aber 
die Austro-Sachsen von Münchengrätz in derselben Morgen- 
frühe abzuziehen begannen, in welcher die Preußen sich zum 
Vormarsch gegen diesen Ort erhoben, so war das einzige 
Ergebniß des Tages ein scharfes Gefecht der österreichischen 
Arrieèregarde, worin diese allerdings schmerzliche Verluste erlitt 
(300 Mann todt oder verwundet, 1300 gefangen oder ver- 
mißt), der Marsch der Hauptmasse aber in der Richtung auf 
Gitschin sich ungestört vollziehen konnte. Jede Partei also 
hatte Grund, zu bedauern, ihre Bewegung um einen Tag 
verschoben zu haben. 
Prinz Friedrich Carl beeilte sich darauf am 29. Juni 
um so mehr zu einer kräftigen Verfolgung des Gegners, als 
er Tags zuvor telegraphische Nachricht von den schweren, 
am 27. nur zur Hälfte glücklichen Kämpfen seiner schlesischen 
Genossen erhalten hatte, und am Morgen des 29. ihm aus 
Berlin die inhaltschweren Worte zukamen: „Seine Majestät
	        
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