Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Fünfter Band. (5)

Stellung der Austrosachsen bei Gitschin. 115 
des 28., gleich nach fünf Uhr, sandte ihm Benedek aus 
Josephstadt die ausführliche Disposition für den Vormarsch 
von vier Armeecorps nach Gitschin zu, von welchen der Vor- 
trab des dritten Corps schon am Abend des 29. Gitschin 
erreichen mochte, die Hauptmasse desselben, sowie das sechste 
und achte Corps am 30, bereits über Gitschin hinaus gegen die 
Iser vorgehen würden. Dieses Schriftstück gelangte erst am 29. 
um zwei Uhr Nachmittags in die Hände des Kronprinzen; 
es entschied den Beschluß, den für alle jene Bewegungen un- 
erläßlichen Besitz von Gitschin bis auf den letzten Athemzug 
zu vertheidigen. Die Truppen, zum Theil schon um ein Uhr 
Morgens aus ihren Biwaks aufgebrochen, waren im Laufe 
des Vormittags sehr ermüdet bei Gitschin angelangt; indessen 
erwartete man, da bis dahin weit und breit völlige Stille 
über der Landschaft lag, an diesem Tage keinen feindlichen 
Angriff mehr. Man gog die Hälfte der sächsischen Truppen 
etwas näher, als ursprünglich beabsichtigt war, an die Stadt 
heran, und hatte damit zu deren Beschützung fünf österreichische 
und zwei sächsische Brigaden nebst zwei Reiterdivisionen, also 
mehr als 50000 Mann, zur Hand. Zur Abwehr des Feindes 
hatte sich Graf Clam eine äußerst starke Stellung nördlich 
der Stadt ausersehen. Wie erwähnt, liegt dort zwischen der 
Turnauer und der Münchengrätzer Straße eine Berggruppe, 
der Turnauer Straße zunächst ein lang gestreckter Höhen- 
rücken, der Privysin, vor dessen nördlichem Abhang sich ein 
sumpfiger Wiesengrund ausdehnt, und an dessen westliches 
Ende sich steil aufgethürmt und waldbewachsen die Prachower 
Felsen anschließen. Hart an deren südlichem Fuße zieht sich 
dann neben den Dörfern Lochow und Wohawetsch die München- 
grätzer Straße hin, eingeschnitten in eine nach der Stadt sich
	        
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