Schlacht bei Gitschin. 117
Sofort erdröhnte von allen Seiten her das Feuer der öster-
reichischen Geschütze, gegen welche die preußische Artillerie in
einen sehr ungleichen Kampf eintrat; vor Allem waren es die
feindlichen Batterien bei Podulsch, welche die auf Diletz ent-
sandte Cokonne belästigten: so eröffnete Tümpling den Angriff
auch auf jenes Dorf, nahm die Hälfte desselben, vermochte aber
aus der andern die Osterreicher nicht zu verdrängen; vielmehr
entwickelte sich dort ein stehendes, für beide Theile verlust-
reiches Feuergefecht. Tümpling dachte deshalb auf eine Um-
gehung des Feindes, und entsandte zu diesem Zweck einige
Bataillone zur Besetzung des Privysin; diese aber fanden
keinen Weg, um den vorliegenden Sumpf zu passiren, von
dessen jenseitigem Rande sie scharfes feindliches Feuer erhielten;
ihr Führer setzte also die umgehende Bewegung noch weiter nach
Westen fort, und suchte die Prachower Felsen dem Gegner
zu entreißen. Hier kam es denn zwischen den Klippen und
Steinmassen zu einem wilden Handgemenge, wobei die Preußen
langsam Boden gewannen, vor der Masse der feindlichen Ver-
stärkungen aber bald wieder zurückweichen mußten. Unter-
dessen hatte am andern Ende des Schlachtfeldes Oberst
von Gaudy unter stetem Kampfe mit der feindlichen Reiterei
und Artillerie Diletz erreicht, und da die sächsischen Brigaden
dort noch nicht angelangt waren, das Dorf ohne Mühe den
österreichischen Dragonern entrissen. Trotzdem war die Lage
der Angreifer in diesem Zeitpunkt, etwas nach sechs Uhr,
keineswegs unbedenklich. Durch jene weiten Umgehungs-
versuche ihres rechten Flügels war die Kampflinie bis auf
eine Länge von 6000 Schritt ausgedehnt, ihre Kräfte also
weithin zersplittert, und Tümpling hatte nur noch ein einziges
Bataillon in Reserve, während der Gegner 19 bis dahin