Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Fünfter Band. (5)

Marsch der Preußen auf Nachod und Trautenau. 127 
an einem Punkte geschlagen, sagte Steinmetz, so brechen wir 
an einem andern durch. Die Stimmung war allgemein, das 
Gelingen sei möglich, also der Versuch zu machen; bei wider- 
wärtigen Zufällen halten wir aus, bis die erste Armee uns 
losmacht. Der Chef des Generalstabs, General von Blumen- 
thal, war ein geistreicher Stratege und zugleich ein Feuer- 
kopf, der ungeduldig zum Streite drängte. Vollends der 
höchste Führer, der Kronprinz, war bei ruhigerem Tempera-= 
mente von absoluter Furchtlosigkeit; er hatte, wie sein könig- 
licher Vater, keine Vorstellung davon, was andere Menschen 
unter dem Worte Gefahr verständen. Sie erweckte ihm weder 
lähmende Scheu noch berauschenden Nervenreiz; mit Gott- 
vertrauen und Selbstvertrauen ging er ihr stets gleich festes 
Muthes und gleich klares Sinnes entgegen. 
Im Laufe des 26. Juni erreichte das erste Armeecorps 
die Grenze bei Liebau und Schömberg, die Garde überschritt 
dieselbe und lagerte am Abend bei Braunau, das fünfte 
Corps gelangte bis Reinerz, schob aber acht Compagnien und 
zwei Schwadronen unter Oberst Below durch das Defilee 
bis nach Nachod vor, wo der schwache österreichische Posten 
den Ort nach kurzem Widerstande räumte. Auf die Meldung 
von diesen Vorgängen befahl der in Josephstadt weilende 
Feldzeugmeister, daß das sechste Corps unter Gencral Baron 
Ramming von Opotschno nach Skalitz, das zehnte unter General 
Baron Gablenz von Jaromir nach Trautenau marschiren 
sollte; jedes würde an seiner Stelle eine Avantgarde gegen 
den Ausgang der Pässe vorschieben, den Feind energisch 
zurückwerfen, die Verfolgung aber nicht weiter ausdehnen, 
als zur Deckung der Hauptarmee gegen einen feindlichen 
Flankenangriff erforderlich wäre. Benedek legte noch immer
	        
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