Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Fünfter Band. (5)

Treffen bei Nachod. 131 
volks auf die Dauer nicht hemmen; allmählich wurden Löwen- 
feld's Halb-Bataillone bis an den äußersten Rand der Hoch- 
ebene zurückgedrängt, klammerten sich aber verzweifeltes Muthes, 
unter unablässigem Feuergefecht und zahlreichen Vorstößen, 
an diese letzte Stellung fest, während bei den Osterreichern, 
die seit drei Uhr im Marsche, seit zehn Uhr im Kampfe waren, 
mit jedem Augenblicke die Erschöpfung zunahm. Da, um 
Mittag kam die Wendung: die ersten Regimenter der zehnten 
Division, nachdem sie mit einem beschwerlichen Gebirgsmarsch 
von drei Meilen die Paßhöhe und Nachod passirt hatten, 
drangen auf der Hochebene vor und griffen ohne Zögerung 
in den Kampf ein. Löwenfeld durfte aufathmen: er hatte 
seine Aufgabe glorreich gelöst, und während eines dreistün- 
digen Ringens von sechs Bataillönen gegen ein und zwanzig 
seinem Feldherrn die Bahn zum Siege offen gehalten. 
Denn schon in diesem Augenblick ließ sich sagen, daß 
der Tag für Preußen gewonnen war. Die bisher thätigen 
Brigaden des Gegners hatten bereits Kraft und Blut so weit 
verbraucht, daß an festen Widerstand gegen die jetzt stündlich 
anschwellende preußische Macht für sie nicht mehr zu denken 
war. Zwar hemmte Ramming's eben anlangende Artillerie- 
Reserve durch ein Feuer von 40 Geschützen für eine Weile 
das preußische Vordringen; zwar kam jetzt auch die so nutzlos 
nach Skalitz entsandte Brigade Waldstätten zu einem Angriff 
auf Wysokow heran: allein mit meisterhafter Energie ließ 
jetzt auch Steinmetz die Wucht seiner Colonnen an allen 
Punkten über den Gegner hereinbrechen und die Entscheidung 
unwiderruflich machen. Ramming befahl nach vier Uhr seinen 
Heertheilen den Rückzug nach Skalitz. Eine Verfolgung fand 
nicht Statt, auch bei den Siegern ging die “i auf
	        
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