Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Fünfter Band. (5)

Skalitz wird genommen. 147 
gewußt hatte, das Mögliche, seine hartbetroffenen Truppen 
nach Benedek's Verfügung vom Feinde hinweg in Marsch 
zu setzen. Mit unendlicher Mühe gelang es ihm, den größten 
Theil des Corps aus Skalitz hinaus auf die Rückzugsstraße 
zu schaffen, ehe Kirchbach's Angriff die Stadt erreichte. Um 
den Abmarsch zu decken, blieben im Orte und im Bahnhof 
fünf Bataillone zurück, welchen sich dann noch einige ver- 
sprengte Reste der Brigade Fragnern anschlossen. Zur Über- 
wältigung dieses letzten Widerstandes führte um zwei Uhr 
General von Wittich das 47. Regiment unter Trommelschlag 
in imposanter Ordnung heran; mehrere der früher hier 
kämpfenden Abtheilungen gesellten sich ihm bei; so gingen 
sie mit hallendem Siegesruf auf die Ostfront des Bahnhofs 
los. Die Österreicher schlugen sich mit verzweifelter Hart- 
näckigkeit; ein Gebäude nach dem andern mußte ihnen mit 
stürmender Hand entrissen werden; es dauerte bis drei Uhr, 
ehe der Bahnhof im preußischen Besitze war. Auch dann 
setzte sich der Kampf in den Straßen und Häusern des kleinen 
Ortes noch eine Stunde lang mit gesteigerter Erbitterung 
fort, bis die wachsende preußische Üübermacht endlich die letzten 
Trümmer des Feindes zum Rückzug nöthigte. Zu weiterer 
Verfolgung versagten den Siegern die Kräfte; auch würde 
ihr schon bei Dolan, wie wir wissen, ein neuer, frischer Gegner 
Einhalt geboten haben. So konnte das sechste Corps un- 
angefochten noch am Abend Salney, das achte im Laufe der 
Nacht Lanzau jenseits der Elbe erreichen. Die Opfer, welche 
den OÖsterreichern der völlig planlose Kampf gekostet hatte, 
waren außerordentlich groß, beinahe 5600 Mann, davon 
über 2500 Gefangene, während das preußische Corps nur 
1365 Mann eingebüßt hatte. 
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