158 König Wilhelm in Böymen.
abdrängen. Die Depesche zeichnete bereits die Linien vor, auf
welchen nach vier Tagen die große Entscheidung erreicht
wurde.
Ihrem Inhalte entsprach, was die beiden Armee-Com-
mandos schon früh am Morgen nach eigenem Ermessen an-
geordnet hatten; Prinz Friedrich Carl den Vormarsch der
ersten und der Elbarmee in südöstlicher Richtung, der Kron-
prinz Festsetzung seiner Divisionen nahe oder dicht an der
Elbe und Sicherung geeigneter Übergangspunkte. Prinz
Friedrich Carl begegnete an diesem Tage keinem Feinde;
General Steinmetz wechselte am Vormittag und am Abend
mit dem zweiten österreichischen Corps einige Kanonenschüsse
über die Elbe hinüber. Am Abend aber wurde drüben Alles
still; wie wir wissen, ließ Benedek in der Nacht sein ganzes
Heer südwärts auf Königgrätz zurückgehen. Preußischer Seits
erhielt man keine Kunde von diesem Abmarsch, also noch
viel weniger von dessen Richtung und Ziel. Am Morgen
des 1. Juli war der Feind eben verschwunden; General
Bonin führte das erste Corps über die Elbe, nach Ober-
prausnitz; einzelne Abtheilungen des Garde= und des fünften
Corps kamen ebenfalls auf das rechte Ufer bei Schurz und
Daubrawitz; zugleich vereinigte sich das sechste Corps bei
Gradlitz mit dem fünften. Die erste Armce aber erreichte
gegen Abend die Orte Miletin und Horschitz, und der Vortrab
der Elbarmee gelangte am 2. Juli nach Smidar. So waren
die Vortruppen der beiden feindlichen Heere nur wenig mehr
als eine Meile von einander entfernt, doch hatte keine Partei
eine Ahnung von einer solchen Nähe der andern. Im könig-
lichen Hauptquartier, welches jetzt nach Gitschin gekommen
war, vermuthete man, daß Benedek eine Stellung hinter der