162 König Wilhelm in Böhmen.
telegraphirte Benedek im Laufe der Nacht dem Kaiser eine
ausführliche Darlegung der Verhältnisse, die er mit den
Sätzen schloß: „ich lasse morgen die Armee ruhen, kann aber
länger nicht hier bleiben, weil bis übermorgen Mangel an
Trinkwasser eintreten wird, und setze am 3. den Rückzug
gegen Pardubitz fort. Kann ich auf die Truppen wieder
zählen, und ergibt sich die Gelegenheit zu einem Offensiv=
stoße, so werde ich ihn machen, sonst aber trachten, die Armee
so gut wie möglich wieder nach Olmütz zu bringen.“ Noch
also hatte er den letzten Entschluß nicht gefaßt, wohl aber
stand bereits seine Absicht fest, wenn er den Kampf annähme,
ihn in der jetzigen Aufstellung, die Elbe und Königgrätz im
Rücken, zu führen. Er hatte bei dem Ritte dorthin, inmitten
aller düstern Sorgen, die Landschaft recognoscirt und zu
einer Defensivschlacht höchst geeignet befunden; noch am Abend
des 1. Juli ließ er am Nordrande der gewählten Stellung
einige Redouten errichten. Vormittags am 2. meldete General
Henikstein nach Wien die Besserung des Zustandes; damit
kreuzte sich aber ein kaiserlicher Befehl, welcher ihn, Krismanitz
und Clam-Gallas ihrer Posten enthob und zur Verantwortung
nach Wien berief; Chef des Generalstabs wurde auf Benedek's
Vorschlag General Baumgarten vom dritten Corps, während
General Gondrecourt an die Spitze des ersten trat; beide
Officiere begannen ihre neue Thätigkeit erst am folgenden
Morgen, als bereits die ersten Kanonenschüsse fielen, so daß
Benedek während des Kampfes thatsächlich ohne einen Chef
des Generalstabs war, da der bisherige nicht mehr amtiren
durfte, der eben eingetretene es noch nicht vermochte. Trotz-
dem hatte Benedek seine Erwägungen im Sinne des Kaisers
zum Schlusse gebracht, und telegraphirte am 2. Juli Nach-