168 König Wilhelm in Böhmen.
da er ihm kaum 40000 Mann, immerhin schon mehr, als die
Elbarmee zählte, entgegensetzte. Umgekehrt däuchte ihm eine
frühe Ankunft der preußischen zweiten Armee wegen ihrer
weiten Entfernung nicht wahrscheinlich, wenn sie aber dennoch
erfolgte, sehr gefährlich: so brachte er auf den rechten Flügel
zwei seiner am wenigsten geschädigten Corps, mit einer Mann-
schaftszahl, welche die des linken Flügels um 16000 Kopfe
überstieg: und da bei einer von Norden drohenden Gefahr
mindestens die Hälfte des dritten Corps auf der Höhe von
Chlum ganz von selbst in Mitwirkung trat, so wären auf
dieser Seite nicht weniger als 70000 Mann zur Abwehr
der schlesischen Armee bereit gewesen, noch ganz abgesehen
von den schweren Massen der großen Armee-Reserve, von der
Benedek übrigens schon jetzt je eine Reiterdivision in der
Nähe von Problus wie von Nedielischt halten ließ.
Für die Auffassung seiner Maaßregeln im Centrum,
gegenüber dem Angriff des Prinzen Friedrich Carl, scheint
ein Armeebefehl lehrreich, den er in diesen Tagen erlassen
hatte. Nach den Erfahrungen der bisherigen Gesechte hatte
er darin seine Truppen angewiesen, nicht eher zum Massen-
angriff auf den Feind zu schreiten, als bis derselbe durch
das Feuer der Artillerie mürbe gemacht sei. Die ganze Auf-
stellung seines Centrums war nichts als eine Anwendung
dieses Satzes im Großen. Die Übergänge über die Bistritz
und der flachere Abhang neben ihr Jollten unbesetzt bleiben,
damit hier die Infanterie nicht vorzeitig von der Zündnadel
decimirt würde. Sie stand also weiter rückwärts auf den
steilen Höhen, deren Rand von Langenhof bis Lipa und
Chlum durch einen ununterbrochenen Kranz furchtbarer Batte-
rien mit mehr als 200 gezogenen Geschützen geschmückt war.