Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Fünfter Band. (5)

194 König Wilhelm in Böhmen. 
Von fern her angesehen, konnte das Unternehmen toll- 
kühn, oder wenn man lieber will, wahnsinnig erscheinen. Die 
Höhe war von der Brigade Appiano mit sechs Bataillonen 
und einer starken Batterie besetzt; in naher Nachbarschaft 
stand westlich davon im Walde vor Lipa die vollzählige 
Brigade Benedek, östlich aber das ganze vierte Corps mit 
seinen Batterien, und dazu die mächtige Geschützreihe der 
Armee-Reserve, deren Feuer das ganze vorliegende Thal bestrich 
und, wie es schien, die Annäherung jedes Feindes verhindern 
mußte. Indessen schlugen auch preußische Kanonenkugeln recht 
nachdrücklich im Dorfe Chlum ein, so daß General Appiano, 
aus den angegebenen Gründen von der Unmöglichkeit eines 
Angriffs überzeugt, nur ein Bataillon auf der Höhe zur 
Beobachtung zurückließ, die übrigen Truppen aber der feind- 
lichen Artillerie nicht länger aussetzen wollte, sondern sie 
gedeckt hinter dem Berge weit abwärts aufstellte. Nun aber 
bildete die Straße von Maslowied nach Nedielischt einen tief 
eingeschnittenen Hohlweg, mehrere ähnliche Einsenkungen und 
Risse zogen sich an dem Bergabhang entlang zur Höhe hinan;: 
dazu kamen die dichten Wolken des Geschützrauches, welchen 
die Regenluft hart am Boden niederhielt: genug, den preußi- 
schen Bataillonen gelang es, in jenen Hohlwegen am Ost- 
hang des Berges unbemerkt auf die halbe Höhe zu gelangen, 
und dort plötzlich über die nächsten Batterien und Brigaden 
des vierten Corps herzufallen. Da zeigte sich, wie gründ- 
lich diese Truppen durch die Kämpfe im Swiepwalde decimirt 
und demoralisirt waren: fast ohne Widerstand warfen sie sich 
in eiligem Rückzug nach Süden, gaben den größten Theil 
ihrer Geschütze Preis, und ließen den Gegnern den Zugang 
zu der Alles entscheidenden Stellung offen. In raschem
	        
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