Einnahme von Chlum. 195
Anlauf erstieg dann die Garde binnen wenigen Minuten die
letzte Höhe; Chlum wurde von allen Seiten angegriffen, das
feindliche Bataillon aufgerieben oder gefangen. Und ohne
Halten wurde der so überraschend gewonnene Vortheil weiter
verfolgt. Ein Theil der Division warf sich auf das am Süd-
fuße des Berges gelegene Dorf Rosberitz, und schlug hier
die Hauptmasse der Brigade Appiano, so wie zwei feindliche
Reiterregimenter durch mörderisches Kreuzfeuer in unordent-
liche, hastige Flucht. Ein anderer Theil wies zwei Versuche
ab, welche die aus dem Walde von Lipa hervorbrechende
Brigade Benedek zur Wiedereroberung Chlums machte, und
als bald darauf auch die Avantgarde der zweiten Garde-
division anlangte, wurde zuerst der Wald und dann der Ort
Lipa dem Feinde entrissen, Erzherzog Ernst zum Abzug ge-
nöthigt, und ein großer Theil der gegen die erste Armee so
furchtbar wirkenden Batterien im Rücken gefaßt und genommen.
Nicht minder erhebliche Fortschritte hatte unterdessen das
sechste Armeecorps gemacht. Die zwölfte Division, damals
nur sechs Bataillone stark, drängte, in der Nähe der Elbe
vorschreitend, die Brigade Henriquez über die Trotina süd-
wärts nach Lochenitz zurück, welcher Ort in hartnäckigem
Kampfe durch den österreichischen Nachtrab so lange ver-
theidigt wurde, bis die Brigade über die Brücke hinüber das
linke Elbufer erreicht hatte. Etwas weiter westlich ging die
eilfte Division gegen Nedielischt und die dort stehenden übrigen
Brigaden des feindlichen zweiten Corps vor. Wie der öster-
reichische Generalstab:) bezeugt, waren diese „nach den bis-
herigen Kämpfen wenig mehr in der Verfassung, einen
geordneten und ausgiebigen Widerstand zu leisten“. Ohne
4 Be. III, S. 353.
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