Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Fünfter Band. (5)

196 König Wilhelm in Böhmen. 
den Stoß des preußischen Fußvolks zu erwarten, begannen 
sie, sobald die Kanonenkugeln der eilften Division sie trafen, 
den Rückzug, gedeckt durch das leichte Reitercorps des Fürsten 
Taxis, und ihr Führer, Graf Thun, krönte sein trauriges 
Tagewerk, indem er, ohne Rücksicht auf das Schicksal der 
übrigen Heertheile, sich beeilte, über die nächste Elbbrücke 
hinüber sein Corps und sich selbst in Sicherheit zu bringen. 
So war der rechte Flügel der Osterreicher bald nach 
drei Uhr Nachmittags vollständig aus einander gesprengt, 
und damit der Rücken des Centrums auf das Empfindlichste 
gefährdet. Dazu kam, daß in derselben Zeit auch der linke 
Flügel ein ähnliches Schicksal, wenn auch nicht in ganz so un- 
rühmlicher Weise, erlitt. Bald nachdem die Division Canstein, 
wie wir oben sahen, das Dorf Oberprim mit stürmender 
Hand genommen hatte, vollendete auch die 14. Division 
unter General v. Münster ihren Marsch über die Brücke 
von Nechanitz, und General von Herwarth befahl dann jener 
den Angriff auf Niederprim, dieser aber die Eroberung der 
beherrschenden Höhe von Problus. Der Kronprinz von 
Sachsen sah seinerseits, wie sehr bei seinen österreichischen 
Genossen durch die am Morgen erlittenen Unfälle der innere 
Halt gebrochen war; von Oberprim aus konnte der Gegner 
ihm seine Rückzugslinie verlegen, und in der Ferne bemerkte 
er das Zurückweichen des rechten Flügels: so beschloß er, 
das hoffnungslos gewordene Spiel nicht weiter fortzusetzen, 
sondern nur zur Deckung seines Abzugs einige sächsische 
Bataillone unter starker artilleristischer Unterstützung mit 
einer kurzen Vertheidigung der beiden bedrohten Punkte zu 
beauftragen. Die wackeren Schaaren vollzogen den Befehl 
mit aufopferndem Muthe; die anstürmenden Rheinländer und
	        
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